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ChatGPT enttäuscht: Künstliche Intelligenz scheitert an der Urologie

In einer aktu­el­len Stu­die wur­de erst­mals die Genau­ig­keit von ChatGPT bei der Beant­wor­tung uro­lo­gi­scher Fra­ge­stel­lun­gen anhand eines vali­dier­ten Fra­ge­bo­gens zur Pati­en­ten­be­ra­tung (Brief DISCERN) unter­sucht. Dazu befrag­ten die For­schen­den ChatGPT jeweils drei­mal zu ins­ge­samt 13 uro­lo­gi­schen, leit­li­ni­en­ge­stütz­ten Problemstellungen.

Im Ergeb­nis zeig­te sich, dass 60 % (115/195) der ChatGPT-Ant­wor­ten als „ange­mes­sen“ zu bewer­ten waren. Es gab jedoch erheb­li­che Unter­schie­de zwi­schen den Ant­wor­ten auf die­sel­be Fra­ge. Beson­ders pro­ble­ma­tisch bewer­te­ten die For­schen­den den Umgang mit Quel­len und Refe­ren­zie­run­gen durch ChatGPT. Stan­dard­mä­ßig gebe das Sprach­mo­dell näm­lich gar kei­ne Refe­ren­zen an. Nach Auf­for­de­rung hat­ten rund 92 % der Ant­wor­ten min­des­tens eine fal­sche oder fehl­in­ter­pre­tier­te Quellenangabe.

Nach Ein­schät­zung der For­schen­den lie­fe­re ChatGPT zwar in mehr als der Hälf­te der Fäl­le ange­mes­se­ne Ant­wor­ten auf uro­lo­gi­sche Fra­gen, jedoch wür­den kli­ni­sche Ver­sor­gungs­richt­li­ni­en falsch inter­pre­tiert, wich­ti­ge Kon­text­in­for­ma­tio­nen ver­nach­läs­sigt, Quel­len ver­schlei­ert und unan­ge­mes­se­ne Ver­wei­se zitiert. „Gro­ße Sprach­mo­del­le bie­ten vie­le Chan­cen auch in der Medi­zin, doch soll­ten Benutzer:innen noch immer vor­sich­tig sein, gera­de wenn es um gesund­heits­be­zo­ge­ne Bera­tungs­leis­tun­gen geht. Aus unse­rer Sicht ist ein zusätz­li­ches Trai­ning drin­gend erfor­der­lich, bevor sol­che Modell zuver­läs­sig von Patient:innen und Ärzt:innen im All­tag genutzt wer­den kön­nen“, so das Fazit der Studienautor:innen.

Es sei vor allem not­wen­dig, KI-Anwen­dun­gen im Gesund­heits­we­sen kon­ti­nu­ier­lich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln und zu ver­bes­sern – ins­be­son­de­re auch im Fach­be­reich Uro­lo­gie. Denn nur so lie­ße sich lang­fris­tig sicher­stel­len, dass die Ant­wor­ten von ChatGPT und ande­ren Sprach­mo­del­len den hohen Stan­dards der medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung gerecht wer­den können.

Quel­le: DGU // sowie Whiles BB et al. Cai­topm! AI Bot Has Ente­red the Pati­ent Chat: ChatGPT Has Limi­ta­ti­ons in Pro­vi­ding Accu­ra­te Uro­lo­gic Health­ca­re Advice. Uro­lo­gy 2023; S0090-4295(23)00597–6

Aktuelle Empfehlung des Europäischen Rates zur Prostatakarzinom-Früherkennung

Die Deut­sche Gesell­schaft für Uro­lo­gie e. V. (DGU) begrüßt die jüngs­ten wich­ti­gen Emp­feh­lun­gen des Euro­päi­schen Rates zur Krebs­früh­erken­nung ver­schie­de­ner Tumo­ren. Dar­in wird zur Früh­erken­nung des Pro­sta­ta­kar­zi­noms kon­kret Stel­lung bezo­gen: „Die an die Mit­glieds­staa­ten gerich­te­ten Vor­schlä­ge sehen eine grö­ße­re Band­brei­te an Scree­ning­ver­fah­ren und Pro­gramm­ge­stal­tun­gen vor. Zudem wird ange­regt, bestehen­de Pro­gram­me auf wei­te­re Ziel­grup­pen und ande­re Krebs­ar­ten aus­zu­wei­ten. Unter Berück­sich­ti­gung der vor­läu­fi­gen Evi­denz und des beträcht­li­chen Maßes an oppor­tu­nis­ti­schem Scree­ning soll­ten die Län­der einen stu­fen­wei­sen Ansatz in Erwä­gung zie­hen, der Pilot­pro­jek­te und wei­te­re For­schungs­ar­bei­ten umfasst, um die Durch­führ­bar­keit und Wirk­sam­keit sys­te­ma­ti­scher Pro­gram­me mit dem Ziel der Gewähr­leis­tung einer ange­mes­se­nen Steue­rung und Qua­li­tät auf der Grund­la­ge von Unter­su­chun­gen auf das pro­sta­ta­spe­zi­fi­sche Anti­gen (PSA) bei Män­nern in Kom­bi­na­ti­on mit ergän­zen­der Magnet­re­so­nanz­to­mo­gra­fie (MRT) als Fol­ge­un­ter­su­chung zu evaluieren.“

Die Deut­sche Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. unter­stützt die Emp­feh­lung der EU und sieht die­se als Bestä­ti­gung der eige­nen jah­re­lan­gen Bemü­hun­gen, das wich­ti­ge The­ma der Früh­erken­nung des Pro­sta­ta­kar­zi­noms auf natio­na­ler Ebe­ne vor­an­zu­brin­gen. „Wir for­dern basie­rend auf neu­es­ten evi­denz­ba­sier­ten Stu­di­en­da­ten bereits seit Län­ge­rem, end­lich ein zeit­ge­mä­ßes Ver­fah­ren auf den Weg zu brin­gen, wel­ches nicht aus­schließ­lich auf der Tast­un­ter­su­chung der Pro­sta­ta beruht“, sagt DGU-Gene­ral­se­kre­tär Prof. Dr. med. Mau­rice Ste­phan Michel. Der PSA-Test gekop­pelt mit einem moder­nen mpMRT als wei­ter­füh­ren­de Unter­su­chung bei Kar­zi­nom­ver­dacht sei hier auch nach Ansicht der DGU ein äußerst viel­ver­spre­chen­der Ansatz, der die häu­fig kri­ti­sier­ten Über­the­ra­pien ver­mei­den kann.

Zur Unter­stüt­zung ihrer Argu­men­te weist die DGU auf Ergeb­nis­se der PRO­BA­SE-Stu­die hin. Dort wur­de bei mehr als 23.000 Män­nern im Alter von 45 Jah­ren ein Base­line-PSA-Wert bestimmt. Bei einem PSA > 3ng/ml und einer biop­ti­schen Abklä­rung mit Zuhil­fe­nah­me des mpMRT wur­den schließ­lich 48 Pro­sta­ta­kar­zi­no­me ent­deckt. Das ent­spricht einer Detek­ti­ons­ra­te von 0,2 %. Der Kon­troll­arm ver­zich­te­te auf die initia­le PSA-Bestim­mung, sodass die Indi­ka­ti­on zur Pro­sta­ta­stanz­bi­op­sie allei­nig auf Basis der digi­tal rek­ta­len Unter­su­chung gestellt wur­de. Die­se erfolg­te bei 6.537 Män­nern. Bei einem auf­fäl­li­gen Tast­be­fund wur­de biop­sie­rt, bei 2 Män­nern wur­de schließ­lich ein Kar­zi­nom detek­tiert (2/6537 = 0,03 %).

Der Unter­schied in der Detek­ti­ons­ra­te mit und ohne Basis-PSA-Wert ist offen­sicht­lich und unter­stützt unse­re Fort­schritts­for­de­rung in der Früh­erken­nung des Pro­sta­ta­kar­zi­noms mit­tels PSA-Wert und mul­ti­pa­ra­me­tri­schem MRT der Pro­sta­ta (mpMRT) als adäqua­te Fol­ge­un­ter­su­chung“, erklärt der Lei­ter der PRO­BA­SE-Stu­die Prof. Dr. med. Peter Albers die­se aktu­el­le Datenlage.

Aus den USA gibt es eben­falls unter­stüt­zen­de Stu­di­en­da­ten für die Anwen­dung des PSA-Wer­tes in der Früh­erken­nung: Wur­den mehr ehe­ma­li­ge US-Sol­da­ten PSA-basiert unter­sucht und behan­delt, so war die Anzahl metasta­sier­ter Erkran­kun­gen nach 5 Jah­ren signi­fi­kant gerin­ger als bei Pati­en­ten, die weni­ger oder gar kei­ne PSA-basier­ten Unter­su­chun­gen erhal­ten hat­ten. „Das ist ein wei­te­res Indiz dafür, dass die PSA-Unter­su­chung sinn­voll ist, denn sie redu­ziert die Anzahl metasta­sier­ter Erkran­kungs­sta­di­en“, ergänzt DGU-Prä­si­dent Prof. Dr. med. Mar­tin Kriegmair.

Daher ergeht in Rich­tung des G‑BA sowie des Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­ums, ver­tre­ten durch den Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Prof. Dr. med. Karl Lau­ter­bach, der ein­dring­li­che Appell der Deut­schen Gesell­schaft für Uro­lo­gie e. V., nun end­lich den Base­line-PSA und bei ent­spre­chen­der Befund­kon­stel­la­ti­on das mpMRT der Pro­sta­ta als Früh­erken­nungs­leis­tung in Deutsch­land zu ver­an­kern. Andern­falls dro­he Deutsch­land mit Blick auf die Früh­erken­nung des Pro­sta­ta­kar­zi­noms zum Ent­wick­lungs­land in der EU zu wer­den, betont Prof. Dr. med. Mau­rice Ste­phan Michel.

Hin­sicht­lich der Mor­ta­li­tät steht das Pro­sta­ta­kar­zi­nom in Deutsch­land noch immer an zwei­ter Stel­le der Krebs­er­kran­kun­gen des Man­nes: Im Jahr 2019 wur­den hier­zu­lan­de 68.579 Neu­erkran­kun­gen doku­men­tiert; im glei­chen Jahr ver­star­ben 15.040 Män­ner an die­sem Tumor“, gibt der Pres­se­spre­cher der DGU, Prof. Dr. med. Axel Mer­se­bur­ger, zu bedenken.

Quel­le: DGU

75. Jahrestagung der DGU im September 2023 in Leipzig

Berlin/Leipzig. Jubi­lä­um in der alten Uni­ver­si­täts- und Bach­stadt Leip­zig: Vom 20. bis 23. Sep­tem­ber 2023 begeht die Deut­sche Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. (DGU) ihre 75. Jah­res­ta­gung im Con­gress Cen­ter Leip­zig. Unter dem Mot­to „#uro­lo­gie #inter­dis­zi­pli­när #vor­aus“ setzt DGU-Prä­si­dent Prof. Dr. Mar­tin Krieg­mair aktu­el­le Schwer­punk­te und macht den Jubi­lä­ums-Kon­gress zu einer Dis­kus­si­ons­platt­form für die Trans­for­ma­ti­on der Uro­lo­gie. Zum welt­weit dritt­größ­ten Uro­lo­gie-Kon­gress wer­den erneut rund 6000 inter­na­tio­na­le Fach­be­su­che­rin­nen und ‑besu­cher erwar­tet, denn schon im Vor­jahr hat­te der DGU-Kon­gress Teil­neh­mer­zah­len wie vor Coro­na erreicht.

Wir wer­den auf der 75. Jah­res­ta­gung die lan­ge Kon­gress-His­to­rie unse­rer Fach­ge­sell­schaft wür­di­gen und fokus­sie­ren die Zukunft der Uro­lo­gie, denn auch unser Fach steht kom­ple­xen Ereig­nis­sen gegen­über, die ein­schnei­den­de Ver­än­de­run­gen mit sich brin­gen. So bedarf die spe­zia­li­sier­te und indi­vi­dua­li­sier­te uro­lo­gi­sche Ver­sor­gung einer immer enge­ren inter­dis­zi­pli­nä­ren Zusam­men­ar­beit. Zudem wer­den die aktu­el­len Gesund­heits­re­for­men, der Fach­kräf­te­man­gel und die rasan­te Ent­wick­lung der Künst­li­chen Intel­li­genz die Uro­lo­gie trans­for­mie­ren“, so DGU- und Kon­gress­prä­si­dent Krieg­mair, Chef­arzt der Uro­lo­gi­schen Kli­nik Mün­chen Planegg.

Das wis­sen­schaft­li­che Pro­gramm des 75. DGU-Kon­gres­ses deckt aktu­el­len Wis­sen­schafts­aus­tausch sowie Fort- und Wei­ter­bil­dung in allen Berei­chen der Uro­lo­gie ab. Dazu gehö­ren andro­lo­gi­sche Erkran­kun­gen des Man­nes, Volks­krank­hei­ten wie Inkon­ti­nenz, gut­ar­ti­ge Pro­sta­ta­ver­grö­ße­rung und Harn­stei­ne sowie Krebs­er­kran­kun­gen von Pro­sta­ta und Harn­bla­se, der Nie­ren, Hoden und des Penis, die rund ein Vier­tel aller Krebs­er­kran­kun­gen in Deutsch­land aus­ma­chen. Getreu dem Kon­gress­mot­to wird die Inter­dis­zi­pli­na­ri­tät in Leip­zig groß­ge­schrie­ben und Gast­red­ner aus der Gynä­ko­lo­gie, Kin­der­chir­ur­gie, Human­ge­ne­tik oder der Radio­lo­gie wer­den zahl­reich auf den Podi­en ver­tre­ten sein. Zu den inter­dis­zi­pli­nä­ren Ple­nar-High­lights zäh­len die Tumor­boards zum Pro­sta­ta- und zum Harn­bla­sen­kar­zi­nom. Wei­te­re Pro­gramm-High­lights gel­ten ange­sichts der aktu­el­len Gesund­heits­re­for­men der ambu­lan­ten Uro­lo­gie sowie neu­en Ver­sor­gungs- und Arbeitszeitmodellen.

Zur För­de­rung des uro­lo­gi­schen Nach­wuch­ses ver­an­stal­tet die Fach­ge­sell­schaft am Frei­tag, den 22. Sep­tem­ber 2023 erneut den bekann­ten Schüler:innnen- und Stu­die­ren­den­tag, auf dem bereits Oberstufenschüler:innen die Welt der Medi­zin und die Viel­falt des Zukunfts­fa­ches Uro­lo­gie ken­nen­ler­nen können.

Der DGU-Jah­res­ta­gung in Leip­zig ist der tra­di­tio­nel­le Pfle­ge­kon­gress für die uro­lo­gi­schen Assis­tenz- und Pfle­ge­be­ru­fe ange­schlos­sen, und auf der beglei­ten­den Indus­trie­aus­stel­lung wer­den natio­na­le und inter­na­tio­na­le Unter­neh­men neu­es­te Medi­zin­tech­nik und ‑pro­duk­te im Con­gress Cen­ter Leip­zig präsentieren.

Ehrun­gen für beson­de­re Leis­tun­gen in der Uro­lo­gie und wis­sen­schaft­li­che Prei­se wird die DGU im Rah­men ihres Jubi­lä­ums-Kon­gres­ses eben­so ver­ge­ben wie den Medi­en­preis Uro­lo­gie 2023.

Medienvertreter:innen sind auf den Ver­an­stal­tun­gen des 75. Kon­gres­ses der Deut­schen Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. aus­drück­lich will­kom­men und herz­lich zur DGU-Eröff­nungs­pres­se­kon­fe­renz am Mitt­woch, den 20. Sep­tem­ber 2023 ins Con­gress Cen­ter Leip­zig ein­ge­la­den. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen dazu wer­den recht­zei­tig bekanntgegeben.

(Quel­le: DGU)

Wir haben uns im September für Sie fortgebildet — Besuch des 74. Urologenkongresses in Hamburg

Mehr als 6.500 Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer aus Deutsch­land und der Welt las­sen kei­ne Zwei­fel: Der DGU-Kon­gress ist in vol­ler Stär­ke zurück. Der Fach­ge­sell­schaft glück­te im drit­ten Jahr der Pan­de­mie bei der Pre­mie­re im rund­um sanier­ten Con­gress Cen­ter Ham­burg (CCH) ein unbe­schwer­ter Prä­senz­kon­gress vol­ler mensch­li­cher Begeg­nun­gen. Mehr noch – die 74. Jah­res­ta­gung der Deut­schen Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. (DGU) vom 21. bis 24. Sep­tem­ber 2022 in Ham­burg hat ein Stück Uro­lo­gie-Geschich­te geschrie­ben, denn mit Prof. Dr. med. Mar­git Fisch hat in der über 100-jäh­ri­gen His­to­rie der Fach­ge­sell­schaft erst­mals eine Frau das Amt der DGU-Prä­si­den­tin beklei­det und den welt­weit dritt­größ­ten Uro­lo­gie-Kon­gress gelei­tet. „La pre­miè­re“ mar­kiert den Auf­bruch in die Zukunft und hat unter ihrem Kon­gress­mot­to „Gemein­sam Zukunft Gestal­ten“ die gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen für die Uro­lo­gie in den Fokus gescho­ben. So rück­ten die indi­vi­dua­li­sier­te und inter­dis­zi­pli­nä­re Medi­zin, vor allem in der Uro-Onko­lo­gie, die Nach­wuchs­ge­win­nung und För­de­rung der Frau­en in der Uro­lo­gie sowie die Struk­tu­ren der sek­toren­über­grei­fen­den Ver­sor­gung und erst­mals auch eine nach­hal­ti­ge Uro­lo­gie in der Han­se­stadt in den Mittelpunkt. (…)

Die Fach­ge­sell­schaft berich­te­te wie inzwi­schen üblich im Eröff­nungs­ple­num über aktu­el­le DGU-Pro­jek­te wie das WECU und die Uro­lo­gi­sche Stif­tung Gesund­heit und gab Ein­bli­cke in die Arbeit ihrer Res­sorts zu Fort­bil­dung, For­schung und der Dau­er­bau­stel­le GOÄ sowie dem neu­en AOP-Kata­log. DGU-Gene­ral­se­kre­tär Prof. Dr. med. Mau­rice Ste­phan Michel beleuch­te­te die von der For­schung iden­ti­fi­zier­ten gro­ßen Zukunfts­the­men Huma­ne Res­sour­cen, Netz­wer­ke und Inno­va­tio­nen samt ihrer Umset­zung in der Uro­lo­gie und kün­dig­te eine uro­lo­gi­sche sek­toren­über­grei­fen­de Ver­sor­gungs­kon­fe­renz mit dem Berufs­ver­band und der GeS­RU an. Die Fach­pres­se attes­tier­te der DGU im Nach­gang des Eröff­nungs­ple­nums eine „raum­grei­fen­de Strategie“.
Eben­falls zum Kon­gress-Auf­takt punk­te­te die AG-Uro­lo­gin­nen mit ihrem Forum „Ärz­tin­nen und Wis­sen­schaft­le­rin­nen in der Uro­lo­gie“, wel­ches u.a. den für die Aus­bil­dung extrem wich­ti­gen Aspekt des Ope­rie­rens in der Schwan­ger­schaft the­ma­ti­sier­te und die Exper­tin­nen-Lis­te der DGU vorstellte. (…)

Quel­le: DGU

Neuro-Urologie: ein junges Fachgebiet

Ein Gast­bei­trag von Univ.-Prof. Dr. med. Ruth Kirsch­ner-Her­manns aus Bonn

Die­ses oft wenig beach­te­te uro­lo­gi­sche Fach­ge­biet liegt auf der Schnitt­stel­le von Uro­lo­gie und Neu­rou­ro­lo­gie, wächst und hat gute Erfolge!
Kei­ne sport­li­chen Erfol­ge, kei­ne Olym­pia­me­dail­le eines Quer­schnitt­ge­lähm­ten ohne eine gute Neu­ro-Uro­lo­gie! Sie sichert das Über­le­ben, und hat immer auch die Lebens­qua­li­tät des Betrof­fe­nen im Fokus!

Der Neu­ro-Uro­lo­ge muss ein guter Funk­ti­ons­urolo­ge sein! Alle ope­ra­ti­ven Ein­grif­fe die­nen immer dem Schutz der Nie­ren und/oder einer ver­bes­ser­ten Funk­ti­on des Harn­trak­tes. Dies zeigt sich nicht nur im Kin­des­al­ter bei Kin­dern mit Spi­na bifi­da oder einer ange­bo­re­nen Harn­röh­ren­klap­pe, bei denen eine Reflu­x­ope­ra­ti­on ohne Beach­tung der Bla­sen­funk­ti­on schnell in ein Desas­ter mün­den kann. Auch bei Pati­en­ten mit einer Par­kin­son und schwa­chem Harn­strahl führt eine Ope­ra­ti­on der Pro­sta­ta ohne eine ent­spre­chen­de uro­dy­na­mi­sche Eva­lua­ti­on schnell zur Harn­in­kon­ti­nenz. Pati­en­ten mit MS und Harn­in­kon­ti­nenz kön­nen gut behan­delt wer­den – aber nicht immer ope­ra­tiv. Und dann gibt es spe­zi­el­le neu­ro-uro­lo­gi­sche Inter­ven­tio­nen von der sakra­len Neu­ro­mo­du­la­ti­on bis zur Deaf­fe­ren­ta­ti­on und Implan­ta­ti­on eines Vor­der­wur­zel­sti­mu­la­tors bei kom­plett Querschnittgelähmten.

Jeder Pati­ent mit hohem Quer­schnitt muss neu­ro-uro­lo­gisch so geführt wer­den, dass eine auto­no­me Dys­re­gu­la­ti­on nicht zu schwe­ren Kom­pli­ka­tio­nen, bis hin zum Tod führen.

Der Neu­ro-Uro­lo­ge muss Netz­wer­ker sein und das inter­dis­zi­pli­nä­re Arbei­ten lie­ben! Wir müs­sen uns mit Hilfs­mit­teln aller Art beschäf­ti­gen und ohne ein spe­zi­ell aus­ge­bil­de­tes Team aus Uro­the­ra­peu­ten Phy­sio­the­ra­peu­ten und Sozi­al­ar­bei­tern ist kein Neu­ro-Uro­lo­gi­sches Arbei­ten denkbar.

Nicht jeder Quer­schnitt­pa­ti­ent ist ein jun­ger Pati­ent nach einem Trau­ma – wir sehen auch onko­lo­gi­sche Pati­en­ten – hier muss sehr ein­fühl­sam mit dem Pati­en­ten eine evtl. auch pal­lia­ti­ve Ver­sor­gung bespro­chen wer­den. Und dank der guten Erfol­ge der Neu­ro-Uro­lo­gie sehen wir immer mehr älte­re Über­le­ben­de einer Quer­schnitt­läh­mung – da sind auch ger­ia­tri­sche Kennt­nis­se gefragt.

Ein guter Neu­ro-Uro­lo­ge muss selbst­ver­ständ­lich auch den neu­ro­ge­nen Darm ver­ste­hen und behan­deln können.

Zu den neu­ro­lo­gi­schen Funk­ti­ons­stö­run­gen gehö­ren neben Bla­se- und Darm­funk­ti­ons­stö­run­gen auch Sexu­al­stö­run­gen bei Män­nern und Frau­en– ein immer noch stark tabui­sier­tes The­ma! Wenn es um Kin­der­pla­nung, Schwan­ger­schaft und Geburt bei Pati­en­ten mit einer Rücken­marks­er­kran­kung geht – dann ist enge Koope­ra­ti­on gefragt mit Gynä­ko­lo­gen, Neu­ro­lo­gen, Reha­bi­li­ta­ti­ons­me­di­zi­nern, Geburts­hel­fern, Heb­am­men, Uro­the­ra­peu­ten – um nur eini­ge zu nennen.

Bei Kin­dern mit Spi­na bifi­da – bedarf es als Neu­ro-Uro­lo­ge eine Koope­ra­ti­on mit der Kin­der­uro­lo­gie, Kin­dern­ephrolo­gie, Kin­der­chir­ur­gie und den neu­ro­lo­gi­schen Pädiatern.

Kurz­um Neu­ro-Uro­lo­gie ist jung, abwechs­lungs­reich, nie lang­wei­lig, span­nend und bie­tet auch für wis­sen­schaft­li­ches Arbei­ten viel Freiraum.

Mit der Ver­bes­se­rung vie­ler chro­ni­scher neu­ro­de­ge­nera­ti­ve Krank­hei­ten wie etwa der MS oder dem M. Par­kin­son wach­sen die Anfor­de­run­gen an die Neuro-Urologie.

Quel­le: DGU

Weitere genetische Ursachen gefunden: 73. Urologen-Kongress diskutiert unerfüllten Kinderwunsch beim Mann

Düsseldorf/Berlin, 21.07.2021. Ein Kind zeu­gen, Vater wer­den: Nicht immer geht der Kin­der­wunsch des Man­nes in Erfül­lung. Dia­gnos­tik und The­ra­pie der männ­li­chen Unfrucht­bar­keit stel­len eine gro­ße Her­aus­for­de­rung für andro­lo­gisch aus­ge­bil­de­te Uro­lo­gen dar. Neue Erkennt­nis­se bei der Suche nach gene­ti­schen Ursa­chen für die männ­li­che Infer­ti­li­tät dis­ku­tiert die Deut­sche Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. (DGU) auf ihrer 73. Jah­res­ta­gung im kom­men­den Herbst im Inter­na­tio­na­len Con­gress­cen­ter Stutt­gart. „Wenn aktu­el­le For­schungs­er­geb­nis­se im kli­ni­schen All­tag Rele­vanz bekom­men und neue indi­vi­dua­li­sier­te The­ra­pie­an­sät­ze ermög­li­chen, dann sind das sehr gute Nach­rich­ten für die behan­deln­den Uro­lo­gin­nen und Uro­lo­gen und ihre Kin­der­wunsch­pa­ti­en­ten“, sagt DGU-Prä­si­dent Prof. Dr. Dr. h.c. Arnulf Stenzl. (…)

Da die Ursa­chen für einen uner­füll­ten Kin­der­wunsch zu glei­chen Tei­len beim Mann oder bei der Frau oder bei bei­den lie­gen, ist es wich­tig, bei­den Part­nern eine opti­ma­le Behand­lungs­op­ti­on anzu­bie­ten und auf­sei­ten des Man­nes mit einer ver­bes­ser­ten Dia­gnos­tik, Bera­tung und Behand­lung durch den (…) ver­sier­ten Uro­lo­gen die gro­ße Behand­lungs­last von den Frau­en zu neh­men“, erklärt Uro­lo­gin Prof. Dr. Sabi­ne Kliesch(…).  Ent­schei­dend dafür sei die Erfor­schung von gene­ti­schen Ursa­chen der männ­li­chen Infer­ti­li­tät, denn bei 70 Pro­zent der Pati­en­ten mit schwe­ren Fer­ti­li­täts­stö­run­gen sei kei­ne offen­sicht­li­che Ursa­che erkennbar.

Einen Durch­bruch brach­te der soge­nann­te männ­li­che Fer­ti­li­täts-Gen-Atlas (Male Fer­ti­li­ty Gene Atlas), der von der kli­ni­schen For­schungs­grup­pe Male Germ Cells am Insti­tut für Repro­duk­ti­ons­ge­ne­tik am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Müns­ter und dem CeRA ent­wi­ckelt wur­de und von der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft geför­dert wird. „Mit­hil­fe die­ser Daten­bank, die 2017 an den Start ging und die einen schnel­len, ein­fa­chen Zugang zu Stu­di­en und gene­ti­schen Befun­den zu männ­li­cher Infer­ti­li­tät und Keim­zel­len bereit­stellt, konn­ten in den letz­ten drei Jah­ren wei­te­re Gene ent­deckt wer­den, die für das Feh­len von Sper­mi­en im Eja­ku­lat, der Azoo­sper­mie, ver­ant­wort­lich sind“, sagt Prof. Kliesch. Ein Groß­teil der gefun­de­nen Gene sei bereits in die Kli­nik über­führt und Pati­en­ten könn­ten rou­ti­ne­mä­ßig getes­tet werden.

Nach einer Erhe­bung des CeRA konn­te der Anteil der Pati­en­ten, bei denen gene­ti­sche Ursa­chen für eine Azoo­sper­mie gefun­den wer­den von 20 auf 25 Pro­zent gestei­gert wer­den. „Das Ergeb­nis der gene­ti­schen Unter­su­chung kann dann dar­über ent­schei­den, ob eine TESE, also eine Sper­mi­en­ex­trak­ti­on aus dem Hoden­ge­we­be, ange­zeigt ist, um Samen­zel­len für eine künst­li­che Befruch­tung zu gewin­nen, oder ob es kei­ne Aus­sicht auf einen Behand­lungs­er­folg gibt. In die­sen Fäl­len kön­nen wir durch die ver­bes­ser­te Dia­gnos­tik unnö­ti­ge Ope­ra­tio­nen ver­mei­den“, so die Uro­lo­gin und Vor­sit­zen­de des DGU Arbeits­krei­ses Andrologie.

Außer­dem kön­nen neu­er­dings Kin­der­wunsch­pa­ti­en­ten iden­ti­fi­ziert wer­den, deren ver­meint­lich gesun­de Samen­zel­len auf­grund eines klei­nen gene­ti­schen Bau­plan­feh­lers im Ionen­ka­nal in der Zell­mem­bran auf natür­li­chem Weg nicht fähig sind, eine Eizel­le zu befruch­ten. „Die­sen Paa­ren kön­nen wir eine lan­ge Odys­see erspa­ren, denn wir wis­sen, dass bei die­sem Defekt eine künst­li­che Befruch­tung nur Erfolg haben wird, wenn im Rah­men einer intra­cy­to­plas­ma­ti­schen Sper­mi­en­in­jek­ti­on, der ICSI, ein Sper­mi­um direkt in die Eizel­le inji­ziert wird“, erläu­tert Prof. Dr. Sabi­ne Kliesch.

Ent­deckt wur­den zudem Gen­ver­än­de­run­gen, die bei Pati­en­ten mit rela­tiv nor­ma­len Sper­mi­en und nor­ma­lem Hor­mon­pro­fil eine aus­rei­chen­de Pro­duk­ti­on des fol­li­kel­sti­mu­lie­ren­den Hor­mons (FSH) und damit die Rei­fung der Keim­zel­len ver­hin­dern. „In die­sen Fäl­len könn­te eine Hor­mon­the­ra­pie im bes­ten Fall eine natür­li­che Befruch­tung ermög­li­chen, was in einem nächs­ten Schritt in sehr kom­ple­xen und teu­ren kli­ni­schen Stu­di­en wei­ter unter­sucht wer­den muss“, sagt DGA-Prä­si­den­tin Kliesch, die dem Andro­lo­gie-Forum auf dem 73. DGU Kon­gress im Sep­tem­ber 2021 in Stutt­gart vor­sit­zen wird.

Quel­le: DGU

Coronavirus / COVID-19

Lie­be Patienten,

zur­zeit herrscht in wei­ten Tei­len der Bevöl­ke­rung gro­ße Ver­un­si­che­rung wegen des Coro­na­vi­rus (genau­er: SARS-CoV‑2). Es ist jedoch fest­zu­stel­len, dass die Bedro­hungs­la­ge in Deutsch­land zum jet­zi­gen Zeit­punkt (01.03.2020) rela­tiv nied­rig ist.

*Update vom 05.03.2020: Die Zahl an täg­li­chen Neu­in­fek­tio­nen hat in den letz­ten Tagen zuge­nom­men. Aktu­ell mel­det das Robert-Koch-Insti­tut (RKI) 400 bestä­tig­te Fäl­le. 324 davon allei­ne in den Bun­des­län­dern NRW (181), Baden-Würt­tem­berg (73) und Bay­ern (70). Hes­sen mel­det 14 Infi­zier­te.¹

 


Es lässt sich faktisch festhalten:

  • Die Anzahl an Infek­tio­nen ist in Deutsch­land, einem Staat mit über 80 Mil­lio­nen Ein­woh­nern, mit 400 Fäl­len (05.03.2020) wei­ter­hin gering.
  • Die Anzahl an Neu­in­fek­tio­nen ist wei­ter­hin auf nied­ri­gem Niveau.
  • Gemäß aktu­el­ler Daten der WHO aus einer groß­an­ge­leg­ten Stu­die in Chi­na ver­läuft die Erkran­kung in etwa 80 % der Fäl­le mit leich­ter bis mitt­le­rer Sym­pto­ma­tik. Ca. 14 % der Pati­en­ten ent­wi­ckeln schwe­re Sym­pto­me und ca. 6 % kri­ti­sche Sym­pto­me.²
  • Die Sterb­lich­keits­ra­te ist, gemäß der Daten aus Chi­na, höher als bei der gewöhn­li­chen Grip­pe (Influ­en­za). Hier soll­te jedoch erwähnt wer­den, dass eine Viel­zahl der Todes­op­fer alt (>80 Jah­re) und/oder gesund­heit­lich vor­ge­schä­digt waren. Zudem lässt sich schwer bestim­men, wel­chen Ein­fluss die even­tu­ell man­gel­haf­ten Mög­lich­kei­ten der medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung in Chi­na hat­ten.²
  • Die Sterb­lich­keits­ra­te bei über 80-Jäh­ri­gen beträgt in Chi­na über 20 %. Die Sterb­lich­keits­ra­te bei unter 50-Jäh­ri­gen beträgt ca. 0,2 %.²

Die wichtigsten Symptome der Erkrankung (gemäß WHO-Bericht aus China)¹:

  • 88 % Fieber
  • 68 % (tro­cke­ner) Husten
  • 38 % Erschöpfung
  • 33 % Schleim­aus­wurf beim Husten

Eine lau­fen­de Nase gehört nicht zu den typi­schen Sym­pto­men von COVID-19.
Gewis­se Vor­er­kran­kun­gen begüns­ti­gen einen schwe­ren Ver­lauf der Infek­ti­on. Dies wären ins­be­son­de­re: Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen, Dia­be­tes, Blut­hoch­druck, chro­ni­sche Atem­wegs­er­kran­kun­gen.²


Was sie tun können

Es gibt gewis­se Maß­nah­men, die sie gene­rell, ins­be­son­de­re jedoch in der Win­ter­sai­son, ergrei­fen soll­ten und mit deren Hil­fe sie einer Infek­ti­on vor­beu­gen können.

  • Ach­ten Sie grund­sätz­lich auf Ihre Hand­hy­gie­ne. Über den Weg Hand-Mund, Hand-Nase, Hand-Augen fin­det die mit wei­tem Abstand größ­te Zahl an Infek­tio­nen statt. Dies gilt genau­so für eine Infek­ti­on mit dem SARS-CoV‑2-Virus.
    Spe­zi­ell wenn Sie sich im öffent­lich Raum bewe­gen, soll­ten Sie dar­auf ach­ten, wel­che Ober­flä­chen sie mit den Hän­den berüh­ren und sich regel­mä­ßig die Hän­de waschen oder desinfizieren.
    Auch das ein­fa­che Hän­de­schüt­teln oder freund­schaft­li­che Küss­chen-Geben birgt poten­ti­el­le Infektionsrisiken.
  • Wenn sie sich krank füh­len und hus­ten oder nie­sen müs­sen, dann hus­ten oder nie­sen Sie nie­mals in die Hän­de, son­dern nach Mög­lich­keit in ein Taschen­tuch oder in die Arm­beu­ge und waschen Sie sich regel­mä­ßig die Hän­de. Ver­wen­den Sie Taschen­tü­cher nicht mehrmals.
  • Ver­las­sen Sie sich nicht auf das Tra­gen eines Mund­schut­zes. Selbst FFP2- oder FFP3-Mas­ken bie­ten kei­nen siche­ren Schutz vor einer Infek­ti­on und wie­gen Sie daher even­tu­ell nur in fal­scher Sicher­heit. Das Tra­gen eines her­kömm­li­chen Mund­schut­zes bringt nahe­zu gar nichts.
  • Infor­mie­ren Sie Ihre Freun­de und Fami­lie über das kor­rek­te Ver­hal­ten – so schüt­zen sie die Schwä­che­ren unse­rer Gesellschaft.

Ihre Symptome entsprechen denen einer COVID-19-Erkrankung?

  • Suchen Sie auf kei­nen Fall selbst­tä­tig einen Arzt oder ein Kran­ken­haus auf.
  • Ver­las­sen Sie nicht Ihre Wohnung.
  • Rufen Sie schnellst­mög­lich Ihren Haus­arzt an und ver­mei­den Sie jeg­li­chen Kon­takt mit ande­ren Menschen.
  • Ihr Haus­arzt wird mit Ihnen das wei­te­re Vor­ge­hen bespre­chen und das Gesund­heits­amt informieren.
  • Bestä­tigt Ihr Arzt Ihren begrün­de­ten Ver­dacht, dann müs­sen schnellst­mög­lich wei­te­re Kon­takt­per­so­nen ermit­telt werden.
  • Besu­chen Sie die Infor­ma­ti­ons­sei­ten des Robert-Koch-Insti­tuts um sich mit den wich­tigs­ten Infor­ma­tio­nen zu ver­sor­gen¹.

Ihr Pra­xis­team

Quel­len:

Haus­arzt­Pra­xis Dr. See­lin­ger, https://www.praxis-seelinger.com/

¹) Alle Infor­ma­tio­nen des RKI zu COVID-19 (05.03.2020)
²) Bericht der Chi­na-Mis­si­on der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (01.03.2020)

PSA-gestützte Früherkennung des Prostatakarzinoms — Stellungnahme der DGU

Deut­sche Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. (DGU) und Bun­des­ver­band Pro­sta­ta­krebs Selbst­hil­fe e. V. (BPS) im Janu­ar 2020

Lie­be Pati­en­ten, mög­li­cher­wei­se haben Sie zu Beginn des Jah­res die Bericht­erstat­tung zur Früh­erken­nung des Pro­sta­ta­kar­zi­noms in der Pres­se ver­folgt. Vie­le Medi­en hat­ten über den Vor­be­richt des Insti­tuts für Qua­li­tät und Wirt­schaft­lich­keit im Gesund­heits­we­sen (IQWiG) zur Nut­zen­be­wer­tung des Pro­sta­ta­kar­zi­nom­scree­nings mit­tels PSA-Test berich­tet. Die­ser Vor­be­richt ist Teil eines lau­fen­den Bewer­tungs­ver­fah­rens, in dem geklärt wer­den soll, ob die Früh­erken­nung mit Auf­klä­rung, gemein­sa­mer Risi­ko-Nut­zen­ab­wä­gung durch den Uro­lo­gen und den Pati­en­ten, PSA-Bestim­mung und des­sen pati­en­ten­be­zo­ge­ner Beur­tei­lung künf­tig von den gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen bezahlt wer­den soll.

WAS HEISST DAS?

Wenn eine neue Unter­su­chung oder Behand­lung zur Über­nah­me der Kos­ten durch die gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen emp­foh­len wird, muss der Gemein­sa­me Bun­des­aus­schuss (GB‑A) aus Kran­ken­kas­sen- und Ärzt­ver­tre­tern zuvor dar­über ent­schei­den. Wenn ihm die Sach­la­ge nicht klar genug ist, beauf­tragt er das dafür gegrün­de­te Insti­tut für Qua­li­tät und Wirt­schaft­lich­keit im Gesund­heits­we­sen (IQWiG) damit, den Nut­zen wis­sen­schaft­lich zu bewerten.

WAS IST EIN SCREENING?

Scree­ning bedeu­tet, durch eine Rei­hen­un­ter­su­chung – in die­sem Fall einen Blut­test des PSA (Pro­sta­ta-Spe­zi­fi­sches Anti­gen) – aus einer bestimm­ten Bevöl­ke­rungs­grup­pe (z.B. alle Män­ner zwi­schen 45 und 70) die­je­ni­gen zu iden­ti­fi­zie­ren, die, ohne es zu spü­ren, ein Risi­ko tra­gen, in die­sem Fal­le an einem bös­ar­ti­gen Pro­sta­ta­tu­mor zu erkran­ken oder ihn bereits in sich zu tragen.
Bei der in Deutsch­land prak­ti­zier­ten Früh­erken­nung geht es nicht um ein Pro­sta­ta­scree­ning durch den PSA-Test allei­ne. Die­ser stellt viel­mehr einen Bau­stein der Früh­erken­nung von Pro­sta­ta­krebs durch die Urologin/den Uro­lo­gen dar.
Bekannt ist der Begriff „Scree­ning“ schon lan­ge beim Brust­krebs der Frau: Dort konn­ten die Sterb­lich­keit der Frau­en an die­ser Krank­heit deut­lich gesenkt und die Tumo­ren in gro­ßer Zahl in einem frü­hen Sta­di­um erkannt wer­den, sodass oft eine Brust­er­hal­tung mög­lich ist.

WO LIEGT DAS PROBLEM?

Das IQWiG schluss­fol­gert in sei­nem Vor­be­richt, dass die Nach­tei­le die Vor­tei­le eines PSA-Scree­nings deut­lich über­wie­gen. Die­se nega­ti­ve Bewer­tung wur­de in der Pres­se viel­fach ohne Kom­men­tie­rung durch den Bun­des­ver­band Pro­sta­ta­krebs Selbst­hil­fe e.V. (BPS) und die Exper­ten der Deut­schen Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. (DGU) über­nom­men und kann für Irri­ta­ti­on und Ver­un­si­che­rung sor­gen. Der BPS hat­te den Antrag gestellt, den PSA-Test in den Leis­tungs­ka­ta­log der gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen auf­zu­neh­men und damit das lau­fen­de Bewer­tungs­ver­fah­ren initiiert.
Deut­schen Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. www.urologenportal.de DÜSSELDORF Uer­din­ger Str. 64 | 40474 Düs­sel­dorf | Tele­fon 0211 516096–0 BERLIN Nes­tor­stra­ße 8/9 | 10709 Ber­lin | Tele­fon 030 8870833–0
Die Deut­sche Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. wider­spricht der nega­ti­ven Nut­zen­be­wer­tung des IQWiG aus­drück­lich und erklärt ihre wis­sen­schaft­li­che Posi­ti­on. Eben­so wider­spricht der BPS aus Sicht der Betroffenen.

Bit­te lesen Sie im Fol­gen­den unse­re gemein­sa­me Infor­ma­ti­on mit den aktu­el­len Emp­feh­lun­gen für eine indi­vi­dua­li­sier­te Früh­erken­nung von Prostatakrebs.

WAS IST ZU TUN?

Zwi­schen dem 45. und 70. Lebens­jahr soll­te sich jeder Mann, der an einer Früh­erken­nung inter­es­siert ist, einer Pro­sta­ta­kar­zi­nom-Früh­erken­nungs­un­ter­su­chung unter­zie­hen. Das schließt eine aus­führ­li­che Auf­klä­rung, eine gemein­sa­me Risi­ko-Nut­zen­ab­wä­gung, eine PSA-Bestim­mung (bis­her Selbst­zah­ler­leis­tung) und des­sen pati­en­ten­be­zo­ge­ne Beur­tei­lung ein. Die rei­ne Abtas­tungs­un­ter­su­chung (bereits Leis­tung der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung) erkennt in den aller­sel­tes­ten Fäl­len ein poten­ti­ell heil­ba­res Früh­sta­di­um, son­dern ent­deckt in der Regel erst ein nicht mehr gut heil­ba­res fort­ge­schrit­te­nes Sta­di­um. Ziel ist es, die­je­ni­gen Män­ner zu fin­den, die wei­te­rer Unter­su­chun­gen bedür­fen, um ein behand­lungs­be­dürf­ti­ges Pro­sta­ta­kar­zi­nom so recht­zei­tig behan­deln zu kön­nen, dass das Leben nicht durch das Kar­zi­nom ver­kürzt wird oder ein metasta­sier­tes Sta­di­um ein­tritt. Denn das bedeu­tet in vie­len Fäl­len lebens­qua­li­täts­ein­schrän­ken­de Sym­pto­me wie Schmer­zen und eine dau­er­haf­te Krebs­the­ra­pie, häu­fig inkl. Che­mo­the­ra­pie. Um die­ses Ziel zu errei­chen, ist der PSA-Test zwin­gend erforderlich.

Genau­so gibt es Män­ner, bei denen trotz Vor­lie­gen eines Tumors kei­ne oder erst sehr viel spä­ter eine Behand­lung not­wen­dig ist. Auch um das zu beur­tei­len und den Ver­lauf zu kon­trol­lie­ren, ist der PSA-Wert unver­zicht­bar, weil anhand des Ver­lau­fes (Anstieg oder nicht) inner­halb der fol­gen­den Jah­re gera­de die mög­li­chen „Über­the­ra­pien“ wie nicht not­wen­di­ge Ope­ra­tio­nen oder Bestrah­lun­gen und deren Begleit­erschei­nun­gen in eini­gen Fäl­len ver­mie­den wer­den können.

Um die­ses grund­sätz­lich gemein­sa­me Ziel der Betrof­fe­nen und der Uro­lo­gen zu errei­chen, emp­feh­len der BPS und die DGU – abwei­chend vom IQWiG-Vor­be­richt — eine Pro­sta­ta­kar­zi­nom­früh­erken­nung für alle Män­ner die­ser Alters­grup­pe, um das indi­vi­du­el­le Risi­ko durch uro­lo­gi­sche Bewer­tung und Bera­tung mög­lichst genau beur­tei­len zu kön­nen. In Zwei­fels­fäl­len kann bei Tumor­ver­dacht heut­zu­ta­ge vor einer mög­li­chen Biop­sie eine spe­zi­el­le MRT-Unter­su­chung vor­ge­schal­tet wer­den, um viel­leicht unnö­ti­ge Biop­sien zu vermeiden.

Soll­te sich das IQWiG mit sei­ner Mei­nung durch­set­zen, besteht das Risi­ko, dass – wie bis­her – vie­le Män­ner auf eine uro­lo­gi­sche Früh­erken­nung ver­zich­ten und damit Erkrank­te erst in einem spä­te­ren, mög­li­cher­wei­se nicht mehr heil­ba­ren Sta­di­um erkannt wer­den und einen unnö­ti­gen Lei­dens­weg mit Schmer­zen durch Absied­lun­gen (Meta­sta­sen) in ande­ren Orga­nen wie z.B. Lymph­drü­sen oder Kno­chen erle­ben müssen.

Die, oben beschrie­be­ne, in Deutsch­land von der AWMF-Leit­li­nie emp­foh­le­ne, indi­vi­du­el­le Früh­erken­nungs­un­ter­su­chung inkl. PSA-Test stellt aus Sicht der Betrof­fe­nen des BPS und der wis­sen­schaft­li­chen Exper­ten der DGU auf­grund der vor­lie­gen­den Daten einen wesent­li­chen Bau­stein dar, die bis­he­ri­ge jähr­li­che Todes­ra­te (Rate der Pati­en­ten, die ohne PSA-Test an einem zu spät, erst bei Sym­pto­men der Meta­sta­sen, erkann­ten Pro­sta­ta­kar­zi­nom ver­ster­ben) von etwa 13.000 Män­nern bei rund 60.000 Neu­erkran­kun­gen am Pro­sta­ta­kar­zi­nom wei­ter zu sen­ken und den Erkrank­ten ein mög­lichst lan­ges Leben in guter Qua­li­tät zu ermöglichen.

Die DGU und der BPS wer­den alles dar­an­set­zen, ihrer Posi­ti­on in den Ent­schei­dungs­gre­mi­en Gehör zu ver­schaf­fen, den PSA-Test als wich­ti­gen Bau­stein der Pro­sta­ta­krebs­früh­erken­nung anzuerkennen.
Nut­zen Sie wei­ter­hin oder erst­ma­lig die Mög­lich­keit, sich von Ihrer Urologin/Ihrem Uro­lo­gen ent­spre­chend der Leit­li­nie bera­ten zulas­sen und sich durch Ihre eige­ne uro­lo­gi­sche Früh­erken­nung inklu­si­ve PSA-Test gesund zu erhalten.

Prof. Dr. Mau­rice Ste­phan Michel, Gene­ral­se­kre­tär der DGU Prof. Dr. Jens Rass­wei­ler, Prä­si­dent der DGU Wer­ner See­lig, Vor­sit­zen­der BPS Ernst-Gün­ther Carl, stell. Vor­sit­zen­der BPS

Quel­le: DGU

Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. begüßt neue Nutzenbewertung für PSA-Test

Ber­lin, 22.01.2019. Das Rin­gen um den PSA-Test in der Früh­erken­nung des Pro­sta­ta­kar­zi­noms geht in eine neue Run­de: Der Gemein­sa­me Bun­des­aus­schuss (G‑BA) hat die Ein­lei­tung eines Bera­tungs­ver­fah­rens zur Bewer­tung eines Pro­sta­ta­krebs-Scree­nings mit­tels Bestim­mung des pro­sta­ta­spe­zi­fi­schen Anti­gens (PSA) auf sei­ner Sit­zung am 20. Dezem­ber 2018 beschlos­sen. Damit wur­de der ent­spre­chen­de Antrag der Pati­en­ten­ver­tre­tung im G‑BA vom Okto­ber 2018 ange­nom­men. Die Deut­sche Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. (DGU) begrüßt den Beschluss des G‑BA wie auch die Initia­ti­ve der Pati­en­ten­ver­tre­tung, ins­be­son­de­re des Bun­des­ver­ban­des Pro­sta­ta­krebs Selbst­hil­fe e.V. (BPS), die den Antrag ein­ge­bracht hat.

Hin­ter­grund ist, dass zur Früh­erken­nung eines frü­hen Pro­sta­ta­kar­zi­noms alle wis­sen­schaft­li­chen uro­lo­gi­schen Fach­ge­sell­schaf­ten natio­nal und inter­na­tio­nal neben der rek­ta­len Tast­un­ter­su­chung die Durch­füh­rung eines PSA-Tes­tes emp­feh­len. Trotz die­ser ein­deu­ti­gen Posi­tio­nie­rung der Fach­ex­per­ten gilt in Deutsch­land der PSA-Test nicht als Teil der soge­nann­ten „gesetz­li­chen Vor­sor­ge“ (Früh­erken­nung) und muss des­halb von Pati­en­ten gege­be­nen­falls selbst bezahlt wer­den. Da eine unkri­ti­sche Anwen­dung des PSA-Tes­tes zur „Über­dia­gno­se“ von Pro­sta­ta­krebs füh­ren kann und damit auch zur „Über­the­ra­pie“, haben sich in der Ver­gan­gen­heit Exper­ten ande­rer Fach­ge­sell­schaf­ten, ins­be­son­de­re Epi­de­mio­lo­gen und Gesund­heits­öko­no­men, gegen den PSA-Test als Früh­erken­nungs­maß­nah­me ausgesprochen.

In die­sem jah­re­lan­gen Streit wur­de als Argu­ment immer ange­führt, dass die inter­na­tio­na­le Daten­la­ge bis­lang kei­ne Sen­kung der Mor­ta­li­tät am Pro­sta­ta­kar­zi­nom durch PSA-basier­te Früh­erken­nung habe nach­wei­sen kön­nen. Die DGU hat dabei stets kri­ti­siert, dass eine Sen­kung der Mor­ta­li­tät zwar ein sta­tis­tisch wich­ti­ger, aber nicht der ent­schei­den­de Para­me­ter bei einer Krebs­er­kran­kung mit jah­re­lan­ger Lauf­zeit auch bei Pro­gres­si­on der Erkran­kung sein dür­fe. Ent­schei­dend sei die Betrach­tung des Para­me­ters der Ent­wick­lung einer metasta­sier­ten Erkran­kung, denn die­se bedeu­te The­ra­pie, Neben­wir­kun­gen sowie mensch­li­ches Leid und ist mit immensen Kos­ten für Bild­ge­bung und medi­ka­men­tö­se The­ra­pie ver­bun­den. Die­se Argu­men­te wur­den bis­lang von den Kri­ti­kern der PSA-basier­ten Früh­erken­nung in den Wind geschlagen.

Neue­re Daten aus Lang­zeit­stu­di­en haben nun aber auch eine deut­li­che Sen­kung der Mor­ta­li­tät am Pro­sta­ta­kar­zi­nom durch The­ra­pie nach­wei­sen kön­nen. Dies ist beim Pro­sta­ta­krebs tat­säch­lich nur in Stu­di­en mit sehr lan­ger Lauf­zeit mög­lich. Dass die­se Nach­wei­se jetzt vor­lie­gen, soll­te dazu füh­ren, dass eine Neu­be­wer­tung erfolgt. Dazu ist der G‑BA durch den Antrag des BPS auf­ge­for­dert wor­den. „Auf­grund der neu­en Daten­la­ge soll­te man ein posi­ti­ves Votum der Gre­mi­en erwar­ten dür­fen“, sagt DGU-Prä­si­dent Prof. Dr. Oli­ver Hakenberg.

Bei einer posi­ti­ven Bewer­tung durch den G‑BA wür­de der PSA-Test im Rah­men der Früh­erken­nung wohl als GKV-Leis­tung aner­kannt wer­den müs­sen. Die feder­füh­rend von der DGU erstell­te „S3-Leit­li­nie zur Früh­erken­nung, Dia­gno­se und The­ra­pie der ver­schie­de­nen Sta­di­en des Pro­sta­ta­kar­zi­noms“ emp­fiehlt schon jetzt, dass Män­ner über 45 Jah­re und einer Lebens­er­war­tung von mehr als zehn Jah­ren über die Früh­erken­nung zum Pro­sta­ta­krebs infor­miert wer­den und ihnen, wenn sie die­se wün­schen, auch der PSA-Test emp­foh­len wird.

Es ist auch kein Zufall, dass die Not­wen­dig­keit des PSA-Tes­tes von den medi­zi­ni­schen Prak­ti­kern bezüg­lich des Pro­sta­ta­kar­zi­noms, den Uro­lo­gen, und den betrof­fe­nen Pati­en­ten, den Ver­tre­tern der Pro­sta­ta­krebs­kran­ken, sehr deut­lich gese­hen wird, wäh­rend Theo­re­ti­ker der Medi­zin wie Sta­tis­ti­ker und Epi­de­mio­lo­gen Vor­be­hal­te sehen. Die DGU begrüßt es daher aus­drück­lich, dass eine neue wis­sen­schaft­li­che Eva­lua­ti­on der aktu­el­len Daten­la­ge vor­ge­nom­men wer­den wird. „Die DGU wird die­sen Pro­zess beglei­ten und sich spä­tes­tens im Stel­lung­nah­me­ver­fah­ren aktiv ein­brin­gen“, sagt DGU-Gene­ral­se­kre­tär Prof. Dr. Mau­rice Ste­phan Michel.

Nach dem G‑BA-Beschluss ist zunächst die Beauf­tra­gung des Insti­tuts für Qua­li­tät und Wirt­schaft­lich­keit (IQWiG) zur Nut­zen­be­wer­tung des PSA-Tests als Früh­erken­nungs­maß­nah­me vor­ge­se­hen. Der Abschluss­be­richt des IQWiG soll im Sep­tem­ber 2020 vor­lie­gen. Dem folgt ein wei­te­rer Bewer­tungs- und Abwä­gungs­pro­zess ein­schließ­lich Stel­lung­nah­me­ver­fah­ren. Die Beschluss­fas­sung ist laut Zeit­plan des G‑BA zum PSA-Scree­ning für Janu­ar 2022 geplant.

Quel­le: DGU

Nierenkrebs

Nie­ren­krebs ist die dritt­häu­figs­te Tumor­er­kran­kung, mit der Deutsch­lands Uro­lo­gen in Pra­xen und Kli­ni­ken kon­fron­tiert sind. Betrof­fe­ne Pati­en­ten sind zumeist älte­re Men­schen und nach alters­stan­dar­di­sier­ten Daten des Robert Koch-Insti­tuts (RKI) dop­pelt so vie­le Män­ner wie Frau­en. Rund 16.500 Neu­erkran­kun­gen an Nie­ren­krebs erwar­te­te das RKI für 2016. Früh erkannt, las­sen sich Nie­ren­tu­mo­ren heu­te gut behan­deln und die Pro­gno­se für die meis­ten Pati­en­ten ist güns­tig, tei­len die Deut­sche Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. (DGU) und der Berufs­ver­band der Deut­schen Uro­lo­gen e.V. (BDU) anläss­lich des Welt-Nie­ren­krebs-Tages mit, der am mor­gi­gen 22. Juni 2017 erst­mals statt­fin­det. Sie beto­nen jedoch zugleich die Bedeu­tung der Prä­ven­ti­on von Nie­ren­tu­mo­ren — und damit beson­ders Fra­gen des indi­vi­du­el­len Lebensstils.

Die Ursa­chen für die Ent­ste­hung von Nie­ren­krebs, zu 90 Pro­zent han­delt es sich dabei um Nie­ren­zell­kar­zi­no­me, sind noch nicht geklärt. Aber es gibt Risi­ko­fak­to­ren wie etwa Rau­chen, Über­ge­wicht, Blut­hoch­druck und Man­gel an kör­per­li­cher Akti­vi­tät, die laut S3-Leit­li­nie zum Nie­ren­krebs als begüns­ti­gend erkannt sind. Die­se Fak­to­ren sind beein­fluss­bar, und hier soll­te Prä­ven­ti­on anset­zen“, sagt BDU-Prä­si­dent Dr. Axel Schroe­der. Nicht modi­fi­zier­ba­re Risi­ko­fak­to­ren sei­en ter­mi­na­le Nie­ren­in­suf­fi­zi­enz und eine erb­li­che Vor­be­las­tung, die jedoch sel­ten vor­kom­me. „Umso mehr Bedeu­tung erhält eine gesun­de Lebens­füh­rung bei der Prä­ven­ti­on von Nierenkrebs.“

Im frü­hen und im lokal fort­ge­schrit­te­nen Sta­di­um machen Nie­ren­tu­mo­ren kei­ne Sym­pto­me. Sie wer­den bei Ultra­schall­un­ter­su­chun­gen des Bauch­rau­mes oft eher bei­läu­fig ent­deckt, wor­an ste­tig ver­bes­ser­te bild­ge­ben­de Ver­fah­ren ihren Anteil haben. Tre­ten bereits Beschwer­den wie etwa Schmer­zen im seit­li­chen Rücken­be­reich oder blu­ti­ger Urin auf, ist der Krebs häu­fig schon weit fort­ge­schrit­ten und hat oft bereits Meta­sta­sen gestreut. Obwohl das sta­tis­ti­sche Durch­schnitts­al­ter bei der Erst­dia­gno­se von Nie­ren­tu­mo­ren rela­tiv hoch ist — bei Män­nern sind es 68, bei Frau­en 72 Jah­re — befin­det sich das Kar­zi­nom bei sei­ner Ent­de­ckung in 75 Pro­zent aller Fäl­le noch in einem frü­hen Sta­di­um mit ent­spre­chend güns­ti­ger Pro­gno­se für den Krankheitsverlauf.

Sowohl Nie­ren­tu­mo­ren im frü­hen und lokal fort­ge­schrit­te­nen Sta­di­um als auch Nie­ren­krebs im metasta­sier­te Sta­di­um wer­den nach der ärzt­li­chen S3-Leit­li­nie zur Dia­gnos­tik, The­ra­pie und Nach­sor­ge des Nie­ren­zell­kar­zi­noms behan­delt, die 2015 feder­füh­rend von der DGU und von der Deut­schen Gesell­schaft für Häma­to­lo­gie und Onko­lo­gie (DGHO) erstellt und gera­de aktua­li­siert wor­den ist. Das Spek­trum der Behand­lungs­mög­lich­kei­ten ist breit und spannt sich von akti­ver Über­wa­chung über ver­schie­de­ne Ope­ra­ti­ons­ver­fah­ren bis zu kom­ple­xen sys­te­mi­schen The­ra­pien. „Im frü­hen oder lokal fort­ge­schrit­te­nen Sta­di­um sind Ope­ra­tio­nen, mini­mal-inva­siv und nach Mög­lich­keit organ­er­hal­tend, immer noch alter­na­tiv­los. Regel­mä­ßi­ge, risi­ko­ad­ap­tier­te Nach­sor­ge­sche­ma­ta gemäß der S3-Leit­li­nie, gilt es bei der Nach­sor­ge ope­rier­ter Pati­en­ten zu berück­sich­ti­gen, um Rezi­di­ve ggf. früh zu erken­nen. Abla­ti­ve The­ra­pien wie etwa die Radio­fre­quenz­ab­la­ti­on, bei der durch Hit­ze­ent­wick­lung eines hoch­fre­quen­ten Stroms gezielt Gewe­be zer­stört wird, müs­sen sich wei­ter bewei­sen“, so DGU-Pres­se­spre­cher Prof. Dr. Chris­ti­an Wül­fing. Der uro­lo­gi­sche Chef­arzt wei­ter: „Für die metasta­sier­ten Tumo­ren sind inzwi­schen zehn Medi­ka­men­te zuge­las­sen. Durch geziel­te Krebs­the­ra­pie, soge­nann­te ‚̣tar­ge­ted the­ra­py’, und klu­ge Kom­bi­na­ti­on neu­er Prä­pa­ra­te wer­den die Über­le­bens­zei­ten der Pati­en­ten länger.“

Aus­führ­li­che Infor­ma­tio­nen über Risi­ko­fak­to­ren, Sym­pto­me, Dia­gnos­tik und die Behand­lung von Nie­ren­krebs bie­ten die bei­den Pati­en­ten­leit­li­ni­en „Nie­ren­krebs im frü­hen und im lokal fort­ge­schrit­te­nen Sta­di­um“ und „Nie­ren­krebs im metasta­sier­ten Sta­di­um“, die im Leit­li­ni­en­pro­gramm Ono­ko­lo­gie von der Arbeits­ge­mein­schaft der Wis­sen­schaft­li­chen Medi­zi­ni­schen Fach­ge­sell­schaf­ten, der Deut­schen Krebs­ge­sell­schaft und der Stif­tung Deut­sche Krebs­hil­fe unter Feder­füh­rung der DGU und der DGHO her­aus­ge­ge­ben wurden.

Quel­le: DGU