Schlagwort: Vorsorge

Neuro-Urologie: ein junges Fachgebiet

Ein Gast­bei­trag von Univ.-Prof. Dr. med. Ruth Kirsch­ner-Her­manns aus Bonn

Die­ses oft wenig beach­te­te uro­lo­gi­sche Fach­ge­biet liegt auf der Schnitt­stel­le von Uro­lo­gie und Neu­rou­ro­lo­gie, wächst und hat gute Erfolge!
Kei­ne sport­li­chen Erfol­ge, kei­ne Olym­pia­me­dail­le eines Quer­schnitt­ge­lähm­ten ohne eine gute Neu­ro-Uro­lo­gie! Sie sichert das Über­le­ben, und hat immer auch die Lebens­qua­li­tät des Betrof­fe­nen im Fokus!

Der Neu­ro-Uro­lo­ge muss ein guter Funk­ti­ons­urolo­ge sein! Alle ope­ra­ti­ven Ein­grif­fe die­nen immer dem Schutz der Nie­ren und/oder einer ver­bes­ser­ten Funk­ti­on des Harn­trak­tes. Dies zeigt sich nicht nur im Kin­des­al­ter bei Kin­dern mit Spi­na bifi­da oder einer ange­bo­re­nen Harn­röh­ren­klap­pe, bei denen eine Reflu­x­ope­ra­ti­on ohne Beach­tung der Bla­sen­funk­ti­on schnell in ein Desas­ter mün­den kann. Auch bei Pati­en­ten mit einer Par­kin­son und schwa­chem Harn­strahl führt eine Ope­ra­ti­on der Pro­sta­ta ohne eine ent­spre­chen­de uro­dy­na­mi­sche Eva­lua­ti­on schnell zur Harn­in­kon­ti­nenz. Pati­en­ten mit MS und Harn­in­kon­ti­nenz kön­nen gut behan­delt wer­den – aber nicht immer ope­ra­tiv. Und dann gibt es spe­zi­el­le neu­ro-uro­lo­gi­sche Inter­ven­tio­nen von der sakra­len Neu­ro­mo­du­la­ti­on bis zur Deaf­fe­ren­ta­ti­on und Implan­ta­ti­on eines Vor­der­wur­zel­sti­mu­la­tors bei kom­plett Querschnittgelähmten.

Jeder Pati­ent mit hohem Quer­schnitt muss neu­ro-uro­lo­gisch so geführt wer­den, dass eine auto­no­me Dys­re­gu­la­ti­on nicht zu schwe­ren Kom­pli­ka­tio­nen, bis hin zum Tod führen.

Der Neu­ro-Uro­lo­ge muss Netz­wer­ker sein und das inter­dis­zi­pli­nä­re Arbei­ten lie­ben! Wir müs­sen uns mit Hilfs­mit­teln aller Art beschäf­ti­gen und ohne ein spe­zi­ell aus­ge­bil­de­tes Team aus Uro­the­ra­peu­ten Phy­sio­the­ra­peu­ten und Sozi­al­ar­bei­tern ist kein Neu­ro-Uro­lo­gi­sches Arbei­ten denkbar.

Nicht jeder Quer­schnitt­pa­ti­ent ist ein jun­ger Pati­ent nach einem Trau­ma – wir sehen auch onko­lo­gi­sche Pati­en­ten – hier muss sehr ein­fühl­sam mit dem Pati­en­ten eine evtl. auch pal­lia­ti­ve Ver­sor­gung bespro­chen wer­den. Und dank der guten Erfol­ge der Neu­ro-Uro­lo­gie sehen wir immer mehr älte­re Über­le­ben­de einer Quer­schnitt­läh­mung – da sind auch ger­ia­tri­sche Kennt­nis­se gefragt.

Ein guter Neu­ro-Uro­lo­ge muss selbst­ver­ständ­lich auch den neu­ro­ge­nen Darm ver­ste­hen und behan­deln können.

Zu den neu­ro­lo­gi­schen Funk­ti­ons­stö­run­gen gehö­ren neben Bla­se- und Darm­funk­ti­ons­stö­run­gen auch Sexu­al­stö­run­gen bei Män­nern und Frau­en– ein immer noch stark tabui­sier­tes The­ma! Wenn es um Kin­der­pla­nung, Schwan­ger­schaft und Geburt bei Pati­en­ten mit einer Rücken­marks­er­kran­kung geht – dann ist enge Koope­ra­ti­on gefragt mit Gynä­ko­lo­gen, Neu­ro­lo­gen, Reha­bi­li­ta­ti­ons­me­di­zi­nern, Geburts­hel­fern, Heb­am­men, Uro­the­ra­peu­ten – um nur eini­ge zu nennen.

Bei Kin­dern mit Spi­na bifi­da – bedarf es als Neu­ro-Uro­lo­ge eine Koope­ra­ti­on mit der Kin­der­uro­lo­gie, Kin­dern­ephrolo­gie, Kin­der­chir­ur­gie und den neu­ro­lo­gi­schen Pädiatern.

Kurz­um Neu­ro-Uro­lo­gie ist jung, abwechs­lungs­reich, nie lang­wei­lig, span­nend und bie­tet auch für wis­sen­schaft­li­ches Arbei­ten viel Freiraum.

Mit der Ver­bes­se­rung vie­ler chro­ni­scher neu­ro­de­ge­nera­ti­ve Krank­hei­ten wie etwa der MS oder dem M. Par­kin­son wach­sen die Anfor­de­run­gen an die Neuro-Urologie.

Quel­le: DGU

PSA-gestützte Früherkennung des Prostatakarzinoms — Stellungnahme der DGU

Deut­sche Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. (DGU) und Bun­des­ver­band Pro­sta­ta­krebs Selbst­hil­fe e. V. (BPS) im Janu­ar 2020

Lie­be Pati­en­ten, mög­li­cher­wei­se haben Sie zu Beginn des Jah­res die Bericht­erstat­tung zur Früh­erken­nung des Pro­sta­ta­kar­zi­noms in der Pres­se ver­folgt. Vie­le Medi­en hat­ten über den Vor­be­richt des Insti­tuts für Qua­li­tät und Wirt­schaft­lich­keit im Gesund­heits­we­sen (IQWiG) zur Nut­zen­be­wer­tung des Pro­sta­ta­kar­zi­nom­scree­nings mit­tels PSA-Test berich­tet. Die­ser Vor­be­richt ist Teil eines lau­fen­den Bewer­tungs­ver­fah­rens, in dem geklärt wer­den soll, ob die Früh­erken­nung mit Auf­klä­rung, gemein­sa­mer Risi­ko-Nut­zen­ab­wä­gung durch den Uro­lo­gen und den Pati­en­ten, PSA-Bestim­mung und des­sen pati­en­ten­be­zo­ge­ner Beur­tei­lung künf­tig von den gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen bezahlt wer­den soll.

WAS HEISST DAS?

Wenn eine neue Unter­su­chung oder Behand­lung zur Über­nah­me der Kos­ten durch die gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen emp­foh­len wird, muss der Gemein­sa­me Bun­des­aus­schuss (GB‑A) aus Kran­ken­kas­sen- und Ärzt­ver­tre­tern zuvor dar­über ent­schei­den. Wenn ihm die Sach­la­ge nicht klar genug ist, beauf­tragt er das dafür gegrün­de­te Insti­tut für Qua­li­tät und Wirt­schaft­lich­keit im Gesund­heits­we­sen (IQWiG) damit, den Nut­zen wis­sen­schaft­lich zu bewerten.

WAS IST EIN SCREENING?

Scree­ning bedeu­tet, durch eine Rei­hen­un­ter­su­chung – in die­sem Fall einen Blut­test des PSA (Pro­sta­ta-Spe­zi­fi­sches Anti­gen) – aus einer bestimm­ten Bevöl­ke­rungs­grup­pe (z.B. alle Män­ner zwi­schen 45 und 70) die­je­ni­gen zu iden­ti­fi­zie­ren, die, ohne es zu spü­ren, ein Risi­ko tra­gen, in die­sem Fal­le an einem bös­ar­ti­gen Pro­sta­ta­tu­mor zu erkran­ken oder ihn bereits in sich zu tragen.
Bei der in Deutsch­land prak­ti­zier­ten Früh­erken­nung geht es nicht um ein Pro­sta­ta­scree­ning durch den PSA-Test allei­ne. Die­ser stellt viel­mehr einen Bau­stein der Früh­erken­nung von Pro­sta­ta­krebs durch die Urologin/den Uro­lo­gen dar.
Bekannt ist der Begriff „Scree­ning“ schon lan­ge beim Brust­krebs der Frau: Dort konn­ten die Sterb­lich­keit der Frau­en an die­ser Krank­heit deut­lich gesenkt und die Tumo­ren in gro­ßer Zahl in einem frü­hen Sta­di­um erkannt wer­den, sodass oft eine Brust­er­hal­tung mög­lich ist.

WO LIEGT DAS PROBLEM?

Das IQWiG schluss­fol­gert in sei­nem Vor­be­richt, dass die Nach­tei­le die Vor­tei­le eines PSA-Scree­nings deut­lich über­wie­gen. Die­se nega­ti­ve Bewer­tung wur­de in der Pres­se viel­fach ohne Kom­men­tie­rung durch den Bun­des­ver­band Pro­sta­ta­krebs Selbst­hil­fe e.V. (BPS) und die Exper­ten der Deut­schen Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. (DGU) über­nom­men und kann für Irri­ta­ti­on und Ver­un­si­che­rung sor­gen. Der BPS hat­te den Antrag gestellt, den PSA-Test in den Leis­tungs­ka­ta­log der gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen auf­zu­neh­men und damit das lau­fen­de Bewer­tungs­ver­fah­ren initiiert.
Deut­schen Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. www.urologenportal.de DÜSSELDORF Uer­din­ger Str. 64 | 40474 Düs­sel­dorf | Tele­fon 0211 516096–0 BERLIN Nes­tor­stra­ße 8/9 | 10709 Ber­lin | Tele­fon 030 8870833–0
Die Deut­sche Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. wider­spricht der nega­ti­ven Nut­zen­be­wer­tung des IQWiG aus­drück­lich und erklärt ihre wis­sen­schaft­li­che Posi­ti­on. Eben­so wider­spricht der BPS aus Sicht der Betroffenen.

Bit­te lesen Sie im Fol­gen­den unse­re gemein­sa­me Infor­ma­ti­on mit den aktu­el­len Emp­feh­lun­gen für eine indi­vi­dua­li­sier­te Früh­erken­nung von Prostatakrebs.

WAS IST ZU TUN?

Zwi­schen dem 45. und 70. Lebens­jahr soll­te sich jeder Mann, der an einer Früh­erken­nung inter­es­siert ist, einer Pro­sta­ta­kar­zi­nom-Früh­erken­nungs­un­ter­su­chung unter­zie­hen. Das schließt eine aus­führ­li­che Auf­klä­rung, eine gemein­sa­me Risi­ko-Nut­zen­ab­wä­gung, eine PSA-Bestim­mung (bis­her Selbst­zah­ler­leis­tung) und des­sen pati­en­ten­be­zo­ge­ne Beur­tei­lung ein. Die rei­ne Abtas­tungs­un­ter­su­chung (bereits Leis­tung der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung) erkennt in den aller­sel­tes­ten Fäl­len ein poten­ti­ell heil­ba­res Früh­sta­di­um, son­dern ent­deckt in der Regel erst ein nicht mehr gut heil­ba­res fort­ge­schrit­te­nes Sta­di­um. Ziel ist es, die­je­ni­gen Män­ner zu fin­den, die wei­te­rer Unter­su­chun­gen bedür­fen, um ein behand­lungs­be­dürf­ti­ges Pro­sta­ta­kar­zi­nom so recht­zei­tig behan­deln zu kön­nen, dass das Leben nicht durch das Kar­zi­nom ver­kürzt wird oder ein metasta­sier­tes Sta­di­um ein­tritt. Denn das bedeu­tet in vie­len Fäl­len lebens­qua­li­täts­ein­schrän­ken­de Sym­pto­me wie Schmer­zen und eine dau­er­haf­te Krebs­the­ra­pie, häu­fig inkl. Che­mo­the­ra­pie. Um die­ses Ziel zu errei­chen, ist der PSA-Test zwin­gend erforderlich.

Genau­so gibt es Män­ner, bei denen trotz Vor­lie­gen eines Tumors kei­ne oder erst sehr viel spä­ter eine Behand­lung not­wen­dig ist. Auch um das zu beur­tei­len und den Ver­lauf zu kon­trol­lie­ren, ist der PSA-Wert unver­zicht­bar, weil anhand des Ver­lau­fes (Anstieg oder nicht) inner­halb der fol­gen­den Jah­re gera­de die mög­li­chen „Über­the­ra­pien“ wie nicht not­wen­di­ge Ope­ra­tio­nen oder Bestrah­lun­gen und deren Begleit­erschei­nun­gen in eini­gen Fäl­len ver­mie­den wer­den können.

Um die­ses grund­sätz­lich gemein­sa­me Ziel der Betrof­fe­nen und der Uro­lo­gen zu errei­chen, emp­feh­len der BPS und die DGU – abwei­chend vom IQWiG-Vor­be­richt — eine Pro­sta­ta­kar­zi­nom­früh­erken­nung für alle Män­ner die­ser Alters­grup­pe, um das indi­vi­du­el­le Risi­ko durch uro­lo­gi­sche Bewer­tung und Bera­tung mög­lichst genau beur­tei­len zu kön­nen. In Zwei­fels­fäl­len kann bei Tumor­ver­dacht heut­zu­ta­ge vor einer mög­li­chen Biop­sie eine spe­zi­el­le MRT-Unter­su­chung vor­ge­schal­tet wer­den, um viel­leicht unnö­ti­ge Biop­sien zu vermeiden.

Soll­te sich das IQWiG mit sei­ner Mei­nung durch­set­zen, besteht das Risi­ko, dass – wie bis­her – vie­le Män­ner auf eine uro­lo­gi­sche Früh­erken­nung ver­zich­ten und damit Erkrank­te erst in einem spä­te­ren, mög­li­cher­wei­se nicht mehr heil­ba­ren Sta­di­um erkannt wer­den und einen unnö­ti­gen Lei­dens­weg mit Schmer­zen durch Absied­lun­gen (Meta­sta­sen) in ande­ren Orga­nen wie z.B. Lymph­drü­sen oder Kno­chen erle­ben müssen.

Die, oben beschrie­be­ne, in Deutsch­land von der AWMF-Leit­li­nie emp­foh­le­ne, indi­vi­du­el­le Früh­erken­nungs­un­ter­su­chung inkl. PSA-Test stellt aus Sicht der Betrof­fe­nen des BPS und der wis­sen­schaft­li­chen Exper­ten der DGU auf­grund der vor­lie­gen­den Daten einen wesent­li­chen Bau­stein dar, die bis­he­ri­ge jähr­li­che Todes­ra­te (Rate der Pati­en­ten, die ohne PSA-Test an einem zu spät, erst bei Sym­pto­men der Meta­sta­sen, erkann­ten Pro­sta­ta­kar­zi­nom ver­ster­ben) von etwa 13.000 Män­nern bei rund 60.000 Neu­erkran­kun­gen am Pro­sta­ta­kar­zi­nom wei­ter zu sen­ken und den Erkrank­ten ein mög­lichst lan­ges Leben in guter Qua­li­tät zu ermöglichen.

Die DGU und der BPS wer­den alles dar­an­set­zen, ihrer Posi­ti­on in den Ent­schei­dungs­gre­mi­en Gehör zu ver­schaf­fen, den PSA-Test als wich­ti­gen Bau­stein der Pro­sta­ta­krebs­früh­erken­nung anzuerkennen.
Nut­zen Sie wei­ter­hin oder erst­ma­lig die Mög­lich­keit, sich von Ihrer Urologin/Ihrem Uro­lo­gen ent­spre­chend der Leit­li­nie bera­ten zulas­sen und sich durch Ihre eige­ne uro­lo­gi­sche Früh­erken­nung inklu­si­ve PSA-Test gesund zu erhalten.

Prof. Dr. Mau­rice Ste­phan Michel, Gene­ral­se­kre­tär der DGU Prof. Dr. Jens Rass­wei­ler, Prä­si­dent der DGU Wer­ner See­lig, Vor­sit­zen­der BPS Ernst-Gün­ther Carl, stell. Vor­sit­zen­der BPS

Quel­le: DGU

Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. begüßt neue Nutzenbewertung für PSA-Test

Ber­lin, 22.01.2019. Das Rin­gen um den PSA-Test in der Früh­erken­nung des Pro­sta­ta­kar­zi­noms geht in eine neue Run­de: Der Gemein­sa­me Bun­des­aus­schuss (G‑BA) hat die Ein­lei­tung eines Bera­tungs­ver­fah­rens zur Bewer­tung eines Pro­sta­ta­krebs-Scree­nings mit­tels Bestim­mung des pro­sta­ta­spe­zi­fi­schen Anti­gens (PSA) auf sei­ner Sit­zung am 20. Dezem­ber 2018 beschlos­sen. Damit wur­de der ent­spre­chen­de Antrag der Pati­en­ten­ver­tre­tung im G‑BA vom Okto­ber 2018 ange­nom­men. Die Deut­sche Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. (DGU) begrüßt den Beschluss des G‑BA wie auch die Initia­ti­ve der Pati­en­ten­ver­tre­tung, ins­be­son­de­re des Bun­des­ver­ban­des Pro­sta­ta­krebs Selbst­hil­fe e.V. (BPS), die den Antrag ein­ge­bracht hat.

Hin­ter­grund ist, dass zur Früh­erken­nung eines frü­hen Pro­sta­ta­kar­zi­noms alle wis­sen­schaft­li­chen uro­lo­gi­schen Fach­ge­sell­schaf­ten natio­nal und inter­na­tio­nal neben der rek­ta­len Tast­un­ter­su­chung die Durch­füh­rung eines PSA-Tes­tes emp­feh­len. Trotz die­ser ein­deu­ti­gen Posi­tio­nie­rung der Fach­ex­per­ten gilt in Deutsch­land der PSA-Test nicht als Teil der soge­nann­ten „gesetz­li­chen Vor­sor­ge“ (Früh­erken­nung) und muss des­halb von Pati­en­ten gege­be­nen­falls selbst bezahlt wer­den. Da eine unkri­ti­sche Anwen­dung des PSA-Tes­tes zur „Über­dia­gno­se“ von Pro­sta­ta­krebs füh­ren kann und damit auch zur „Über­the­ra­pie“, haben sich in der Ver­gan­gen­heit Exper­ten ande­rer Fach­ge­sell­schaf­ten, ins­be­son­de­re Epi­de­mio­lo­gen und Gesund­heits­öko­no­men, gegen den PSA-Test als Früh­erken­nungs­maß­nah­me ausgesprochen.

In die­sem jah­re­lan­gen Streit wur­de als Argu­ment immer ange­führt, dass die inter­na­tio­na­le Daten­la­ge bis­lang kei­ne Sen­kung der Mor­ta­li­tät am Pro­sta­ta­kar­zi­nom durch PSA-basier­te Früh­erken­nung habe nach­wei­sen kön­nen. Die DGU hat dabei stets kri­ti­siert, dass eine Sen­kung der Mor­ta­li­tät zwar ein sta­tis­tisch wich­ti­ger, aber nicht der ent­schei­den­de Para­me­ter bei einer Krebs­er­kran­kung mit jah­re­lan­ger Lauf­zeit auch bei Pro­gres­si­on der Erkran­kung sein dür­fe. Ent­schei­dend sei die Betrach­tung des Para­me­ters der Ent­wick­lung einer metasta­sier­ten Erkran­kung, denn die­se bedeu­te The­ra­pie, Neben­wir­kun­gen sowie mensch­li­ches Leid und ist mit immensen Kos­ten für Bild­ge­bung und medi­ka­men­tö­se The­ra­pie ver­bun­den. Die­se Argu­men­te wur­den bis­lang von den Kri­ti­kern der PSA-basier­ten Früh­erken­nung in den Wind geschlagen.

Neue­re Daten aus Lang­zeit­stu­di­en haben nun aber auch eine deut­li­che Sen­kung der Mor­ta­li­tät am Pro­sta­ta­kar­zi­nom durch The­ra­pie nach­wei­sen kön­nen. Dies ist beim Pro­sta­ta­krebs tat­säch­lich nur in Stu­di­en mit sehr lan­ger Lauf­zeit mög­lich. Dass die­se Nach­wei­se jetzt vor­lie­gen, soll­te dazu füh­ren, dass eine Neu­be­wer­tung erfolgt. Dazu ist der G‑BA durch den Antrag des BPS auf­ge­for­dert wor­den. „Auf­grund der neu­en Daten­la­ge soll­te man ein posi­ti­ves Votum der Gre­mi­en erwar­ten dür­fen“, sagt DGU-Prä­si­dent Prof. Dr. Oli­ver Hakenberg.

Bei einer posi­ti­ven Bewer­tung durch den G‑BA wür­de der PSA-Test im Rah­men der Früh­erken­nung wohl als GKV-Leis­tung aner­kannt wer­den müs­sen. Die feder­füh­rend von der DGU erstell­te „S3-Leit­li­nie zur Früh­erken­nung, Dia­gno­se und The­ra­pie der ver­schie­de­nen Sta­di­en des Pro­sta­ta­kar­zi­noms“ emp­fiehlt schon jetzt, dass Män­ner über 45 Jah­re und einer Lebens­er­war­tung von mehr als zehn Jah­ren über die Früh­erken­nung zum Pro­sta­ta­krebs infor­miert wer­den und ihnen, wenn sie die­se wün­schen, auch der PSA-Test emp­foh­len wird.

Es ist auch kein Zufall, dass die Not­wen­dig­keit des PSA-Tes­tes von den medi­zi­ni­schen Prak­ti­kern bezüg­lich des Pro­sta­ta­kar­zi­noms, den Uro­lo­gen, und den betrof­fe­nen Pati­en­ten, den Ver­tre­tern der Pro­sta­ta­krebs­kran­ken, sehr deut­lich gese­hen wird, wäh­rend Theo­re­ti­ker der Medi­zin wie Sta­tis­ti­ker und Epi­de­mio­lo­gen Vor­be­hal­te sehen. Die DGU begrüßt es daher aus­drück­lich, dass eine neue wis­sen­schaft­li­che Eva­lua­ti­on der aktu­el­len Daten­la­ge vor­ge­nom­men wer­den wird. „Die DGU wird die­sen Pro­zess beglei­ten und sich spä­tes­tens im Stel­lung­nah­me­ver­fah­ren aktiv ein­brin­gen“, sagt DGU-Gene­ral­se­kre­tär Prof. Dr. Mau­rice Ste­phan Michel.

Nach dem G‑BA-Beschluss ist zunächst die Beauf­tra­gung des Insti­tuts für Qua­li­tät und Wirt­schaft­lich­keit (IQWiG) zur Nut­zen­be­wer­tung des PSA-Tests als Früh­erken­nungs­maß­nah­me vor­ge­se­hen. Der Abschluss­be­richt des IQWiG soll im Sep­tem­ber 2020 vor­lie­gen. Dem folgt ein wei­te­rer Bewer­tungs- und Abwä­gungs­pro­zess ein­schließ­lich Stel­lung­nah­me­ver­fah­ren. Die Beschluss­fas­sung ist laut Zeit­plan des G‑BA zum PSA-Scree­ning für Janu­ar 2022 geplant.

Quel­le: DGU

Urologen unterstützen Implementierung der HPV-Impfung für Jungen

Nach der STI­KO-Emp­feh­lung: Uro­lo­gen unter­stüt­zen Imple­men­tie­rung der HPV-Imp­fung für Jungen
Ber­lin, 13.06.2018. Deutsch­lands Uro­lo­gen haben lan­ge dar­auf gewar­tet: Nun hat die Stän­di­ge Impf­kom­mis­si­on (STIKO) des Robert Koch-Insti­tuts (RKI) am 5. Juni ihre Emp­feh­lung zur HPV-Imp­fung für Jun­gen beschlos­sen. Danach emp­fiehlt die STIKO die Imp­fung gegen huma­ne Papil­lom­vi­ren (HPV) für alle Jun­gen im Alter von 9 bis 14 Jah­ren. Zu einer Nach­holimp­fung wird bis zum Alter von 17 Jah­ren gera­ten. Die Deut­sche Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. (DGU) und der Berufs­ver­band der Deut­schen Uro­lo­gen e.V. begrü­ßen die­se Ent­schei­dung unein­ge­schränkt und sichern der STIKO ihre vol­le Koope­ra­ti­on und Unter­stüt­zung bei der anste­hen­den Imple­men­tie­rungs­pha­se der HPV-Jun­gen­imp­fung zu. Mit medi­zi­ni­schen Fort­bil­dun­gen zu HPV-beding­ten Erkran­kun­gen, Impf­kur­sen und der Ein­rich­tung von Jun­gen­sprech­stun­den in uro­lo­gi­schen Pra­xen und Kli­ni­ken haben DGU und Berufs­ver­band in der Ver­gan­gen­heit bereits ent­spre­chen­de Ver­sor­gungs­struk­tu­ren ein­ge­führt. „Schon im Herbst 2018 wer­den die Ver­bän­de mit einer Uro­lo­gi­schen The­men­wo­che zur HPV-Imp­fung für Jun­gen in Zusam­men­ar­beit mit der STIKO die brei­te Öffent­lich­keit für das The­ma sen­si­bi­li­sie­ren“, sagt DGU-Pres­se­spre­cher Prof. Dr. Chris­ti­an Wülfing.

Aus Sicht von DGU und Berufs­ver­band war die jet­zi­ge Impf­emp­feh­lung für Jun­gen über­fäl­lig, um eine effek­ti­ve impf­me­di­zi­ni­sche Prä­ven­ti­ons­stra­te­gie gegen HPV-asso­zi­ier­te Erkran­kun­gen für bei­de Geschlech­ter zu eta­blie­ren. In Deutsch­land wer­den 1,6 Pro­zent aller Krebs­er­kran­kun­gen in Ver­bin­dung mit soge­nann­ten Hoch­ri­si­ko-HPV-Typen gebracht. Laut RKI ent­spricht dies 7.600 Krebs­pa­ti­en­tin­nen und ‑pati­en­ten. „Ange­sichts unzu­rei­chen­der HPV-Impf­quo­ten der Mäd­chen in Deutsch­land mit einer Durch­imp­fungs­ra­te von 31 Pro­zent bei den 15-jäh­ri­gen Mäd­chen und folg­lich einer unzu­rei­chen­den Her­den­schutz­wir­kung war zehn Jah­re nach der STI­KO-Emp­feh­lung für eine allei­ni­ge Mäd­chen­imp­fung eine Über­prü­fung der wis­sen­schaft­li­chen Lite­ra­tur­la­ge drin­gend not­wen­dig“, sagt Prof. Dr. Peter Schnee­de, HPV-Exper­te der DGU. Danach ist es wis­sen­schaft­lich erwie­sen, dass sich durch die HPV-Imp­fung von Kin­dern und Jugend­li­chen, opti­ma­ler­wei­se vor Auf­nah­me der sexu­el­len Akti­vi­tä­ten, nicht nur Gebär­mut­ter­hals­kar­zi­no­me, son­dern auch ande­re HPV-asso­zi­ier­te Kar­zi­no­me von Frau­en und Män­nern effek­tiv ver­hin­dern las­sen. Dazu gehö­ren Krebs­er­kran­kun­gen von Vul­va, Schei­de, Penis, After, Mund, Rachen und Kehl­kopf. „Zudem schützt die Imp­fung bei­de Geschlech­ter vor den wesent­lich häu­fi­ge­ren Anoge­ni­tal­war­zen. Die­se sind zwar gut­ar­tig, aber hoch anste­ckend, häu­fig wie­der­keh­rend und für die Betrof­fe­nen äußerst unan­ge­nehm“, so der HPV-Exper­te des Berufs­ver­ban­des, Dr. Wolf­gang Bühmann.
Die nun erwei­ter­te STI­KO-Emp­feh­lung auf eine geschlechts­neu­tra­le HPV-Imp­fung von Kin­dern und Jugend­li­chen deckt sich mit der Auf­fas­sung der DGU, die bereits seit 2013 in der S3-Leit­li­nie zur Impf­prä­ven­ti­on HPV-asso­zi­ier­ter Neo­pla­si­en (AWMF-Regis­ter Nr. 082/002, Stand 12/2013) von der Fach­ge­sell­schaft offi­zi­ell mit ver­tre­ten wur­de. Eine öffent­li­che Emp­feh­lung für die Jun­gen­imp­fung hat­ten die Fach­ge­sell­schaft und der Berufs­ver­band der Deut­schen Uro­lo­gen 2016 abgegeben.
Mit Ver­öf­fent­li­chung im Epi­de­mio­lo­gi­schen Bul­le­tin 34/2018 Ende August wird die neue STI­KO-Emp­feh­lung offi­zi­ell. Danach hat der Gemein­sa­me Bun­des­aus­schuss (GBA) drei Mona­te Zeit, die Auf­nah­me in die Schutz­imp­fungs­richt­li­nie zu prü­fen, wel­che die Kos­ten­über­nah­me von Imp­fun­gen durch die Gesetz­li­che Kran­ken­ver­si­che­rung regelt. Die­se wird erwar­tet, da der G‑BA übli­cher­wei­se den Emp­feh­lun­gen der Stän­di­gen Impf­kom­mis­si­on folgt. „Wir sind vor­be­rei­tet“, sagt Dr. Axel Schroe­der, Prä­si­dent des Berufs­ver­bands der Deut­schen Uro­lo­gen. „Mit unse­ren Jun­gen­sprech­stun­den beim Uro­lo­gen haben wir die not­wen­di­gen Ver­sor­gungs­struk­tu­ren geschaf­fen und kön­nen dazu bei­tra­gen, die männ­li­chen Ado­les­zen­ten zu errei­chen, sie auf­zu­klä­ren und zu imp­fen und das nicht zuletzt mit Blick auf die Nach­holimp­fun­gen bis 17 Jahre.“

Quel­le: DGU

Nierenkrebs

Nie­ren­krebs ist die dritt­häu­figs­te Tumor­er­kran­kung, mit der Deutsch­lands Uro­lo­gen in Pra­xen und Kli­ni­ken kon­fron­tiert sind. Betrof­fe­ne Pati­en­ten sind zumeist älte­re Men­schen und nach alters­stan­dar­di­sier­ten Daten des Robert Koch-Insti­tuts (RKI) dop­pelt so vie­le Män­ner wie Frau­en. Rund 16.500 Neu­erkran­kun­gen an Nie­ren­krebs erwar­te­te das RKI für 2016. Früh erkannt, las­sen sich Nie­ren­tu­mo­ren heu­te gut behan­deln und die Pro­gno­se für die meis­ten Pati­en­ten ist güns­tig, tei­len die Deut­sche Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. (DGU) und der Berufs­ver­band der Deut­schen Uro­lo­gen e.V. (BDU) anläss­lich des Welt-Nie­ren­krebs-Tages mit, der am mor­gi­gen 22. Juni 2017 erst­mals statt­fin­det. Sie beto­nen jedoch zugleich die Bedeu­tung der Prä­ven­ti­on von Nie­ren­tu­mo­ren — und damit beson­ders Fra­gen des indi­vi­du­el­len Lebensstils.

Die Ursa­chen für die Ent­ste­hung von Nie­ren­krebs, zu 90 Pro­zent han­delt es sich dabei um Nie­ren­zell­kar­zi­no­me, sind noch nicht geklärt. Aber es gibt Risi­ko­fak­to­ren wie etwa Rau­chen, Über­ge­wicht, Blut­hoch­druck und Man­gel an kör­per­li­cher Akti­vi­tät, die laut S3-Leit­li­nie zum Nie­ren­krebs als begüns­ti­gend erkannt sind. Die­se Fak­to­ren sind beein­fluss­bar, und hier soll­te Prä­ven­ti­on anset­zen“, sagt BDU-Prä­si­dent Dr. Axel Schroe­der. Nicht modi­fi­zier­ba­re Risi­ko­fak­to­ren sei­en ter­mi­na­le Nie­ren­in­suf­fi­zi­enz und eine erb­li­che Vor­be­las­tung, die jedoch sel­ten vor­kom­me. „Umso mehr Bedeu­tung erhält eine gesun­de Lebens­füh­rung bei der Prä­ven­ti­on von Nierenkrebs.“

Im frü­hen und im lokal fort­ge­schrit­te­nen Sta­di­um machen Nie­ren­tu­mo­ren kei­ne Sym­pto­me. Sie wer­den bei Ultra­schall­un­ter­su­chun­gen des Bauch­rau­mes oft eher bei­läu­fig ent­deckt, wor­an ste­tig ver­bes­ser­te bild­ge­ben­de Ver­fah­ren ihren Anteil haben. Tre­ten bereits Beschwer­den wie etwa Schmer­zen im seit­li­chen Rücken­be­reich oder blu­ti­ger Urin auf, ist der Krebs häu­fig schon weit fort­ge­schrit­ten und hat oft bereits Meta­sta­sen gestreut. Obwohl das sta­tis­ti­sche Durch­schnitts­al­ter bei der Erst­dia­gno­se von Nie­ren­tu­mo­ren rela­tiv hoch ist — bei Män­nern sind es 68, bei Frau­en 72 Jah­re — befin­det sich das Kar­zi­nom bei sei­ner Ent­de­ckung in 75 Pro­zent aller Fäl­le noch in einem frü­hen Sta­di­um mit ent­spre­chend güns­ti­ger Pro­gno­se für den Krankheitsverlauf.

Sowohl Nie­ren­tu­mo­ren im frü­hen und lokal fort­ge­schrit­te­nen Sta­di­um als auch Nie­ren­krebs im metasta­sier­te Sta­di­um wer­den nach der ärzt­li­chen S3-Leit­li­nie zur Dia­gnos­tik, The­ra­pie und Nach­sor­ge des Nie­ren­zell­kar­zi­noms behan­delt, die 2015 feder­füh­rend von der DGU und von der Deut­schen Gesell­schaft für Häma­to­lo­gie und Onko­lo­gie (DGHO) erstellt und gera­de aktua­li­siert wor­den ist. Das Spek­trum der Behand­lungs­mög­lich­kei­ten ist breit und spannt sich von akti­ver Über­wa­chung über ver­schie­de­ne Ope­ra­ti­ons­ver­fah­ren bis zu kom­ple­xen sys­te­mi­schen The­ra­pien. „Im frü­hen oder lokal fort­ge­schrit­te­nen Sta­di­um sind Ope­ra­tio­nen, mini­mal-inva­siv und nach Mög­lich­keit organ­er­hal­tend, immer noch alter­na­tiv­los. Regel­mä­ßi­ge, risi­ko­ad­ap­tier­te Nach­sor­ge­sche­ma­ta gemäß der S3-Leit­li­nie, gilt es bei der Nach­sor­ge ope­rier­ter Pati­en­ten zu berück­sich­ti­gen, um Rezi­di­ve ggf. früh zu erken­nen. Abla­ti­ve The­ra­pien wie etwa die Radio­fre­quenz­ab­la­ti­on, bei der durch Hit­ze­ent­wick­lung eines hoch­fre­quen­ten Stroms gezielt Gewe­be zer­stört wird, müs­sen sich wei­ter bewei­sen“, so DGU-Pres­se­spre­cher Prof. Dr. Chris­ti­an Wül­fing. Der uro­lo­gi­sche Chef­arzt wei­ter: „Für die metasta­sier­ten Tumo­ren sind inzwi­schen zehn Medi­ka­men­te zuge­las­sen. Durch geziel­te Krebs­the­ra­pie, soge­nann­te ‚̣tar­ge­ted the­ra­py’, und klu­ge Kom­bi­na­ti­on neu­er Prä­pa­ra­te wer­den die Über­le­bens­zei­ten der Pati­en­ten länger.“

Aus­führ­li­che Infor­ma­tio­nen über Risi­ko­fak­to­ren, Sym­pto­me, Dia­gnos­tik und die Behand­lung von Nie­ren­krebs bie­ten die bei­den Pati­en­ten­leit­li­ni­en „Nie­ren­krebs im frü­hen und im lokal fort­ge­schrit­te­nen Sta­di­um“ und „Nie­ren­krebs im metasta­sier­ten Sta­di­um“, die im Leit­li­ni­en­pro­gramm Ono­ko­lo­gie von der Arbeits­ge­mein­schaft der Wis­sen­schaft­li­chen Medi­zi­ni­schen Fach­ge­sell­schaf­ten, der Deut­schen Krebs­ge­sell­schaft und der Stif­tung Deut­sche Krebs­hil­fe unter Feder­füh­rung der DGU und der DGHO her­aus­ge­ge­ben wurden.

Quel­le: DGU

Internationaler Männertag 2017: Urologen und Männergesundheit

Ber­lin, 17.11.2017. In Sachen Män­ner­ge­sund­heit gibt es noch viel zu tun: Die Jugend­vor­sor­ge­un­ter­su­chung J1 nimmt nur knapp die Hälf­te der 12- bis 14-jäh­ri­gen Jun­gen und Mäd­chen wahr, die J2 wird nicht ein­mal von allen Kas­sen bezahlt, die HPV-Imp­fung für Jun­gen nur in Sach­sen von den gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen über­nom­men, und der erwach­se­ne Mann schließ­lich nutzt das jähr­li­che gesetz­li­che Krebs­früh­erken­nungs­an­ge­bot beim Uro­lo­gen, laut aktu­el­ler Erhe­bung der Tech­ni­ker Kran­ken­kas­se, nur zu 27 Pro­zent, wäh­rend 59 Pro­zent der Frau­en die Krebs­früh­erken­nungs­un­ter­su­chung beim Gynä­ko­lo­gen wahr­neh­men. Vor die­sem Hin­ter­grund sehen die Deut­sche Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. (DGU) und der Berufs­ver­band der Deut­schen Uro­lo­gen e.V. (BDU) wei­ter­hin gro­ßen Auf­klä­rungs­be­darf, aber etwa mit Blick auf die HPV-Imp­fung für Jun­gen auch gesund­heits­po­li­ti­schen Hand­lungs­be­darf. Die Ver­bän­de wei­sen anläss­lich des inter­na­tio­na­len Män­ner­ta­ges, der am 19. Novem­ber ein­mal mehr die Gesund­heit von Jun­gen und Män­nern und die Gleich­be­rech­ti­gung der Geschlech­ter in den Mit­tel­punkt rückt, auf ihr viel­fäl­ti­ges Enga­ge­ment hin, das bei den männ­li­chen Ado­les­zen­ten ansetzt und sie ziel­grup­pen­ge­recht in den sozia­len Medi­en abholt und bis zu tra­di­tio­nel­len Pati­en­ten­fo­ren für die älte­re Gene­ra­ti­on reicht.

Die Ein­füh­rung der Jun­gen­sprech­stun­de ist wesent­li­cher Bau­stein für eine bes­se­re Män­ner­ge­sund­heit. „Auch Jun­gen brau­chen nach dem Kin­der­arzt einen dau­er­haf­ten Ansprech­part­ner. Mit der Jun­gen­sprech­stun­de beim Uro­lo­gen ver­fü­gen wir inzwi­schen ana­log zur Mäd­chen­sprech­stun­de beim Frau­en­arzt über ein geeig­ne­tes Ange­bot, damit in der nächs­ten Män­ner­ge­ne­ra­ti­on ein ver­gleich­ba­res Gesund­heits­be­wusst­sein ent­ste­hen kann. Die neue Ver­sor­gungs­struk­tur ermög­licht uns zudem, Jun­gen über die HPV-Imp­fung auf­zu­klä­ren und sie zu imp­fen“, sagt BDU-Prä­si­dent Dr. Axel Schroe­der. Bis dato ist das aller­dings nur in Sach­sen zulas­ten der Kos­ten­trä­ger mög­lich. „Die HPV-Imp­fung soll­te den Jun­gen nicht län­ger vor­ent­hal­ten wer­den. DGU und BDU emp­feh­len die Imp­fung für Jun­gen und appel­lie­ren an die mög­li­chen Koali­ti­ons­part­ner, sich für eine schnellst­mög­li­che Kos­ten­über­nah­me durch die gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen ein­zu­set­zen“, sagt DGU-Pres­se­spre­cher Prof. Dr. Chris­ti­an Wülfing.

Auf­klä­rung leis­ten Uro­lo­gen für Män­ner jeden Alters: Dau­er­haft im Netz prä­sent sind zum Bei­spiel alle Inhal­te der uro­lo­gi­schen The­men­wo­che Hoden­krebs und der The­men­wo­che Pro­sta­ta­krebs, die 2017 für Tau­sen­de Klicks und bun­des­weit zahl­rei­che loka­le Aktio­nen enga­gier­ter Uro­lo­gin­nen und Uro­lo­gen gesorgt haben. Neben ihrer Home­page www.urologenportal.de haben DGU und BDU zahl­rei­che Rat­ge­ber her­aus­ge­ge­ben, die Web­sei­ten www.jungensprechstunde.de und www.hodencheck.de ein­ge­rich­tet und zuletzt die Auf­klä­rungs­kam­pa­gne „Uro­lo­gie für alle“ gestar­tet, die von den Hand­ball­le­gen­den und pro­mi­nen­ten Bot­schaf­tern der Pro­sta­ta­krebs­früh­erken­nung Micha­el und Uli Roth unter­stützt wird. Das Zweit­mei­nungs­pro­jekt Hoden­tu­mo­ren und die Online-Ent­schei­dungs­hil­fe für Pati­en­ten mit Pro­sta­ta­krebs tra­gen zu einer bes­se­ren Infor­ma­ti­on und Ver­sor­gung erkrank­ter Män­ner bei.

Hand­fes­te Tipps zum dies­jäh­ri­gen Män­ner­tag haben DGU und BDU auch. Ihr uro­lo­gi­scher Gesund­heits-Fahr­plan durch das Män­ner­le­ben beginnt beim Säug­ling und lautet:

+ Früh­zei­ti­ge Abklä­rung uro­ge­ni­taler Fehl­bil­dun­gen; Hoden­hoch­stand bis zum Ende des ers­ten Lebens­jah­res abschlie­ßend behan­deln, um das Lang­zeit-Risi­ko für Hoden­krebs zu mini­mie­ren (Infos für Eltern).

+ Alle U‑Untersuchungen sowie die J1 und J2 wahr­neh­men. Danach die Jun­gen­sprech­stun­de beim Uro­lo­gen für die recht­zei­ti­ge Auf­klä­rung über Ver­hü­tung und sexu­ell über­trag­ba­re Infek­tio­nen sowie Imp­fun­gen ein­schließ­lich der HPV-Imp­fung für Jun­gen nut­zen (Adres­sen unter www.jungensprechstunde.de).

+ Ab 14 Jah­ren Selbst­un­ter­su­chung der Hoden zur Früh­erken­nung von Hoden­krebs (Infos unter www.hodencheck.de).

+ Ab 45 jähr­li­che Krebs­früh­erken­nungs­un­ter­su­chung der Pro­sta­ta und der äuße­ren Geschlechts­or­ga­ne beim Uro­lo­gen. Bestim­mung eines Basis-PSA-Wer­tes nach infor­mier­ter Pati­en­ten­ent­schei­dung im Alter von 45, bei fami­liä­rer Vor­be­las­tung mit 40 Jah­ren (Rat­ge­ber zum PSA-Test).

+ Typi­sche alters­be­ding­te Män­ner­lei­den wie die ver­grö­ßer­te Pro­sta­ta, Potenz­stö­run­gen oder Tes­to­ste­ron­man­gel zum Erhalt der Lebens­qua­li­tät abklä­ren und behan­deln las­sen. Wich­tig: Erek­ti­le Dys­funk­ti­on kann auch ein Warn­zei­chen für Schä­di­gun­gen des Gefäß­sys­tems und damit ein Vor­bo­te von Herz­in­farkt oder Schlag­an­fall sein.

Quel­le: DGU

Erster Welt-Nierenkrebs-Tag: Breites Behandlungsspektrum für deutsche Urologen

Das Prä­ven­ti­ons­po­ten­zi­al liegt im indi­vi­du­el­len Lebensstil 

Ber­lin, 21.06.2017. Nie­ren­krebs ist die dritt­häu­figs­te Tumor­er­kran­kung, mit der Deutsch­lands Uro­lo­gen in Pra­xen und Kli­ni­ken kon­fron­tiert sind. Betrof­fe­ne Pati­en­ten sind zumeist älte­re Men­schen und nach alters­stan­dar­di­sier­ten Daten des Robert Koch-Insti­tuts (RKI) dop­pelt so vie­le Män­ner wie Frau­en. Rund 16.500 Neu­erkran­kun­gen an Nie­ren­krebs erwar­te­te das RKI für 2016. Früh erkannt, las­sen sich Nie­ren­tu­mo­ren heu­te gut behan­deln und die Pro­gno­se für die meis­ten Pati­en­ten ist güns­tig, tei­len die Deut­sche Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. (DGU) und der Berufs­ver­band der Deut­schen Uro­lo­gen e.V. (BDU) anläss­lich des Welt-Nie­ren­krebs-Tages mit, der am mor­gi­gen 22. Juni 2017 erst­mals statt­fin­det. Sie beto­nen jedoch zugleich die Bedeu­tung der Prä­ven­ti­on von Nie­ren­tu­mo­ren — und damit beson­ders Fra­gen des indi­vi­du­el­len Lebensstils.

Die Ursa­chen für die Ent­ste­hung von Nie­ren­krebs, zu 90 Pro­zent han­delt es sich dabei um Nie­ren­zell­kar­zi­no­me, sind noch nicht geklärt. Aber es gibt Risi­ko­fak­to­ren wie etwa Rau­chen, Über­ge­wicht, Blut­hoch­druck und Man­gel an kör­per­li­cher Akti­vi­tät, die laut S3-Leit­li­nie zum Nie­ren­krebs als begüns­ti­gend erkannt sind. Die­se Fak­to­ren sind beein­fluss­bar, und hier soll­te Prä­ven­ti­on anset­zen“, sagt BDU-Prä­si­dent Dr. Axel Schroe­der. Nicht modi­fi­zier­ba­re Risi­ko­fak­to­ren sei­en ter­mi­na­le Nie­ren­in­suf­fi­zi­enz und eine erb­li­che Vor­be­las­tung, die jedoch sel­ten vor­kom­me. „Umso mehr Bedeu­tung erhält eine gesun­de Lebens­füh­rung bei der Prä­ven­ti­on von Nierenkrebs.“

Im frü­hen und im lokal fort­ge­schrit­te­nen Sta­di­um machen Nie­ren­tu­mo­ren kei­ne Sym­pto­me. Sie wer­den bei Ultra­schall­un­ter­su­chun­gen des Bauch­rau­mes oft eher bei­läu­fig ent­deckt, wor­an ste­tig ver­bes­ser­te bild­ge­ben­de Ver­fah­ren ihren Anteil haben. Tre­ten bereits Beschwer­den wie etwa Schmer­zen im seit­li­chen Rücken­be­reich oder blu­ti­ger Urin auf, ist der Krebs häu­fig schon weit fort­ge­schrit­ten und hat oft bereits Meta­sta­sen gestreut. Obwohl das sta­tis­ti­sche Durch­schnitts­al­ter bei der Erst­dia­gno­se von Nie­ren­tu­mo­ren rela­tiv hoch ist — bei Män­nern sind es 68, bei Frau­en 72 Jah­re — befin­det sich das Kar­zi­nom bei sei­ner Ent­de­ckung in 75 Pro­zent aller Fäl­le noch in einem frü­hen Sta­di­um mit ent­spre­chend güns­ti­ger Pro­gno­se für den Krankheitsverlauf.

Sowohl Nie­ren­tu­mo­ren im frü­hen und lokal fort­ge­schrit­te­nen Sta­di­um als auch Nie­ren­krebs im metasta­sier­te Sta­di­um wer­den nach der ärzt­li­chen S3-Leit­li­nie zur Dia­gnos­tik, The­ra­pie und Nach­sor­ge des Nie­ren­zell­kar­zi­noms behan­delt, die 2015 feder­füh­rend von der DGU und von der Deut­schen Gesell­schaft für Häma­to­lo­gie und Onko­lo­gie (DGHO) erstellt und gera­de aktua­li­siert wor­den ist. Das Spek­trum der Behand­lungs­mög­lich­kei­ten ist breit und spannt sich von akti­ver Über­wa­chung über ver­schie­de­ne Ope­ra­ti­ons­ver­fah­ren bis zu kom­ple­xen sys­te­mi­schen The­ra­pien. „Im frü­hen oder lokal fort­ge­schrit­te­nen Sta­di­um sind Ope­ra­tio­nen, mini­mal-inva­siv und nach Mög­lich­keit organ­er­hal­tend, immer noch alter­na­tiv­los. Regel­mä­ßi­ge, risi­ko­ad­ap­tier­te Nach­sor­ge­sche­ma­ta gemäß der S3-Leit­li­nie, gilt es bei der Nach­sor­ge ope­rier­ter Pati­en­ten zu berück­sich­ti­gen, um Rezi­di­ve ggf. früh zu erken­nen. Abla­ti­ve The­ra­pien wie etwa die Radio­fre­quenz­ab­la­ti­on, bei der durch Hit­ze­ent­wick­lung eines hoch­fre­quen­ten Stroms gezielt Gewe­be zer­stört wird, müs­sen sich wei­ter bewei­sen“, so DGU-Pres­se­spre­cher Prof. Dr. Chris­ti­an Wül­fing. Der uro­lo­gi­sche Chef­arzt wei­ter: „Für die metasta­sier­ten Tumo­ren sind inzwi­schen zehn Medi­ka­men­te zuge­las­sen. Durch geziel­te Krebs­the­ra­pie, soge­nann­te ‚̣tar­ge­ted the­ra­py’, und klu­ge Kom­bi­na­ti­on neu­er Prä­pa­ra­te wer­den die Über­le­bens­zei­ten der Pati­en­ten länger.“

Quel­le: DGU

Aus­führ­li­che Infor­ma­tio­nen über Vor­sor­ge, Risi­ko­fak­to­ren, Sym­pto­me, Dia­gnos­tik und die Behand­lung von Nie­ren­krebs bie­ten wir Ihnen in unse­rer Pra­xis. Erkun­di­gen Sie sich bei uns nach unse­rer Krebsvorsorgebroschüre.

Kommen Männer in die Wechseljahre?

Hypo­go­na­dis­mus des altern­den Mannes

Kom­men Män­ner in die Wech­sel­jah­re? Die­se Fra­ge wird immer wie­der dis­ku­tiert. Die Ant­wort der Deut­schen Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V. (DGU) ist ein ein­deu­ti­ges Nein. Bei dem Beschwer­de­bild, das fälsch­li­cher­wei­se oft als „Wech­sel­jah­re des Man­nes“ bezeich­net wird, han­delt es sich um ein Andro­gen­de­fi­zit, auch Hypo­go­na­dis­mus genannt. „Meist ist bereits ab dem 45. Lebens­jahr eine ste­ti­ge Abnah­me des wich­tigs­ten Sexu­al­hor­mons Tes­to­ste­ron von etwa einem Pro­zent im Jahr zu beob­ach­ten“, sagt Prof. Dr. Sabi­ne Kliesch, Vor­sit­zen­de der Pati­en­ten­Aka­de­mie der DGU. „Bei einem hohen Aus­gangs­wert berei­tet das kei­ne Pro­ble­me. Doch es gibt Män­ner, die mit erheb­li­chen Beschwer­den zu kämp­fen haben. Ihnen kann unter Umstän­den eine Tes­to­ste­ro­n­er­satz­the­ra­pie helfen.“

Bei den 40- bis 79-Jäh­ri­gen sind etwa zwei bis fünf Pro­zent der Män­ner vom alters­be­ding­ten Hypo­go­na­dis­mus betrof­fen. Beson­ders häu­fig zeigt sich der Hor­mon­man­gel in Zusam­men­hang mit Über­ge­wicht und einem schlech­ten Gesund­heits­zu­stand. Aber auch Grund­er­kran­kun­gen wie das meta­bo­li­sche Syn­drom und Dia­be­tes mel­li­tus wir­ken sich nega­tiv auf den Tes­to­ste­ron­spie­gel aus. Zu den Leit­be­schwer­den, mit denen Män­ner die uro­lo­gi­sche Pra­xis auf­su­chen, zäh­len Erek­ti­ons­stö­run­gen und Libi­do­ver­lust. Wei­te­re Fol­gen des Andro­gen­de­fi­zits sind Schlaf­stö­run­gen, Müdig­keit, Stim­mungs­schwan­kun­gen, Antriebs­lo­sig­keit und Kon­zen­tra­ti­ons­schwie­rig­kei­ten. „Die betrof­fe­nen Män­ner füh­len sich nicht mehr leis­tungs­fä­hig. Sogar Depres­sio­nen kön­nen einen Hypo­go­na­dis­mus beglei­ten“, weiß Prof. Kliesch. Häu­fig zeigt sich zudem eine Abnah­me der Mus­kel­mas­se bei gleich­zei­ti­ger Zunah­me des gesund­heits­kri­ti­schen vis­ze­ra­len Bauch­fetts. Hin­zu kommt, dass ein zu nied­ri­ger Tes­to­ste­ron­spie­gel ande­re Stoff­wech­sel­pro­zes­se nega­tiv beein­flusst. Lang­fris­tig lei­det das Blut­bild und der Kno­chen­stoff­wech­sel, Über­ge­wicht sowie eine Stö­rung des Zucker­haus­halts wer­den begüns­tigt. „Es ist ein Kreis­lauf: Zum einen för­dert ein zu nied­ri­ger Tes­to­ste­ron­spie­gel die Ent­ste­hung von Stoff­wech­sel­krank­hei­ten. Zum ande­ren ver­stär­ken bereits bestehen­de Stoff­wech­sel­er­kran­kun­gen den Tes­to­ste­ron­man­gel. Hypo­go­na­dis­mus stellt für die Gesund­heit des Man­nes daher ein gewis­ses Risi­ko dar“, erklärt Prof. Kliesch. Die Uro­lo­gin und renom­mier­te Andro­lo­gin emp­fiehlt Kol­le­gen, bei Pati­en­ten mit Beschwer­den genau hin­zu­schau­en und bei einem kli­ni­schen Ver­dacht auf einen Hypo­go­na­dis­mus die Tes­to­ste­ron­wer­te zu untersuchen.

Die endo­kri­no­lo­gi­sche Dia­gnos­tik erfasst nicht nur die Bestim­mung des Tes­to­ste­ron­spie­gels. Auch die Gona­do­tro­pi­ne, das sexu­al­hor­mon­bin­den­de Glo­bu­lin (SHBG), Pro­lak­tin sowie der PSA-Wert sind rele­vant. Kon­tra­in­di­ka­tio­nen wie ein Pro­sta­ta­kar­zi­nom müs­sen bei der Dia­gnos­tik aus­ge­schlos­sen wer­den. „Tes­to­ste­ron­wer­te zwi­schen 8 und 12 nmol/l soll­ten genau­er kon­trol­liert wer­den“, sagt Prof. Kliesch. Bestim­mun­gen des Blut­bil­des und der Blut­fet­te schlie­ßen sich eben­so an wie die Mes­sung der Kno­chen­dich­te. Die genann­ten Para­me­ter müs­sen auch im Ver­lauf einer Sub­sti­tu­ti­ons­the­ra­pie kon­trol­liert wer­den. Wich­tig ist zudem, dass der Uro­lo­ge im Zuge der Hor­mon­the­ra­pie den Kon­takt zu ande­ren Dis­zi­pli­nen etwa dem Haus­arzt, dem Kar­dio­lo­gen und dem Dia­be­to­lo­gen sucht, um dem Pati­en­ten eine best­mög­li­che Behand­lung zukom­men zu las­sen. Die Redu­zie­rung gesund­heit­li­cher Risi­ken, die in einem unge­sun­den Lebens­stil begrün­det lie­gen und die Behand­lung von Begleit­erkran­kun­gen sind gege­be­nen­falls wich­ti­ger als die rei­ne Testosteronersatztherapie.

Die Hor­mon­the­ra­pie ist kein All­heil­mit­tel. Aller­dings kann die Gabe von Tes­to­ste­ron­ge­len oder Depot­sprit­zen die Gesund­heit und das Wohl­be­fin­den des Pati­en­ten deut­lich unter­stüt­zen“, erklärt Prof. Kliesch. „In dem Moment, in dem ich den Stoff­wech­sel­haus­halt auf hor­mo­nel­ler Sei­te wie­der in Ord­nung brin­ge, las­sen sich auch ande­re gesund­heits­kri­ti­sche Wer­te wie ein zu hoher Blut­zu­cker bes­ser behan­deln“, betont die Uro­lo­gin und ergänzt: „Stu­di­en haben gezeigt, dass ein Dia­be­ti­ker, der beglei­tend unter einem unbe­han­del­ten Hypo­go­na­dis­mus lei­det, frü­her stirbt, als ein Dia­be­ti­ker mit einem behan­del­ten Tes­to­ste­ron­man­gel.“ Ganz aktu­ell weist eine US-ame­ri­ka­ni­sche Stu­die zudem auf kar­dio­va­ku­lä­re Vor­tei­le einer Tes­to­ste­ro­n­er­satz­the­ra­pie hin. Anders als bis­her dis­ku­tiert, senkt dem­nach die Nor­ma­li­sie­rung der Tes­to­ste­ron­wer­te bei Män­nern ohne vor­her­ge­hen­de kar­dio­vas­ku­lä­re Ereig­nis­se das Risi­ko für Herz­in­fark­te und Schlag­an­fäl­le und ver­min­dert die Gesamtsterblichkeit.

Vor Beginn der Sub­sti­tu­ti­ons­the­ra­pie ist es von gro­ßer Wich­tig­keit, den Pati­en­ten über den Nut­zen der Hor­mo­ne, aber auch über Neben­wir­kun­gen wie mög­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Pro­sta­ta oder die Frucht­bar­keit auf­zu­klä­ren. „Dia­gnos­tik und Behand­lung nach den Leit­li­ni­en der Euro­pean Asso­cia­ti­on of Uro­lo­gy (EAU) gewäh­ren auch für den älte­ren Mann einen ver­ant­wor­tungs­vol­len Umgang mit der Hor­mon­er­satz­the­ra­pie, die bei Pati­en­ten mit einem ent­spre­chen­den Beschwer­de­bild, bei nach­ge­wie­se­nem Hypo­go­na­dis­mus, nach Auf­klä­rung und Risi­ko­ab­klä­rung sowie mit beglei­ten­den Ver­laufs­kon­trol­len zum Tra­gen kom­men kann“, sagt Prof. Dr. Oli­ver Haken­berg, Gene­ral­se­kre­tär der Deut­schen Gesell­schaft für Uro­lo­gie e.V., die die jüngs­te Medi­en­kri­tik am Ein­satz der Tes­to­ste­ro­n­er­satz­the­ra­pie aus­drück­lich zurückweist. 

Quel­le DGU

Prostatakarzinom: Sport verbessert Überlebenschancen

Sport kann nach der Dia­gno­se von Pro­sta­ta­krebs das Risi­ko hal­bie­ren, dar­an auch zu ster­ben. Ande­re kör­per­li­che Akti­vi­tä­ten schei­nen hin­ge­gen weni­ger zu nüt­zen, wie das Team um Dr. Chris­ti­ne Frie­den­reich vom Krebs­for­schungs­zen­trum in Calgary/Kanada in einer Kohor­ten­stu­die fest­ge­stellt hat.   In die Stu­die waren 830 Män­nern ein­be­zo­gen, bei denen zwi­schen 1997 und 2000 ein Pro­sta­ta­kar­zi­nom (PCa) im Sta­di­um II bis IV dia­gnos­ti­ziert wor­den war. Ihr Durch­schnitts­al­ter lag zu der Zeit bei 68 Jah­ren. 2014 wur­den davon 372 Män­ner nach­un­ter­sucht, 458 waren inzwi­schen gestor­ben, 170 davon am PCa. Alle waren zum Stu­di­en­be­ginn zu ihren kör­per­li­chen Akti­vi­tä­ten befragt wor­den, die Über­le­ben­den in Fol­low-ups über die Zeit bis zu drei Mal. Die­ser Akti­vi­tät ent­spre­chend waren sie in vier gleich gro­ße Grup­pen ein­ge­teilt worden.

Die Aktivs­ten brach­ten es auf mehr als 119 meta­bo­li­sche Ein­hei­ten (MET) pro Woche, das Quar­til mit der wenigs­ten kör­per­li­chen Bewe­gung auf weni­ger als 42 MET pro Woche. Zur Ori­en­tie­rung: Jog­gen schlägt mit 12 MET pro Stun­de zu Buche, gemüt­li­ches Rad­fah­ren mit 6 und Haus­halts­ar­beit mit 2 bis3 MET pro Stunde.

Die For­scher stell­ten fest, dass aus der Grup­pe mit der gerings­ten Kör­per­ak­ti­vi­tät bis zum Ende der Stu­die bereits drei Vier­tel (158) nicht mehr leb­ten, wäh­rend es im aktivs­ten Quar­til mit nur rund ein Drit­tel (75) im Ver­gleich weni­ger als die Hälf­te war. Wur­den Alter, Tumor­sta­di­um und Zeit bis zur ers­ten Pro­gres­si­on berück­sich­tigt, so war die Gesamt­ster­be­ra­te in der aktivs­ten Grup­pe um 42 Pro­zent gerin­ger als bei den kör­per­lich Inaktivsten.

In Bezug auf die tumor­spe­zi­fi­sche Sterb­lich­keit kon­sta­tier­ten die For­scher für die Grup­pe mit der größ­ten Gesamt­ak­ti­vi­tät eine um 35 Pro­zent redu­zier­te Rate, in der Grup­pe mit der höchs­ten beruf­lich beding­ten Bewe­gung um 34 Pro­zent. Hier war das Ergeb­nis für die sport­lichs­te Grup­pe am deut­lichs­ten: In ihr war das Risi­ko an PCa zu ster­ben rech­ne­risch um 56 Pro­zent ver­rin­gert. Ob dies auch gilt, wenn erst nach der Krebs­dia­gno­se mit dem Sport begon­nen wird, konn­te die Stu­die nicht beantworten.

Schon in frü­he­ren Stu­di­en waren bei sport­lich akti­ven Män­nern nach der Krebs­dia­gno­se gerin­ge­re Pro­gres­si­ons­ra­ten und tumor­spe­zi­fi­sche Ster­be­ra­ten fest­ge­stellt wor­den — je nach Stu­die um ein bis zwei Drit­tel redu­ziert. Sport zu trei­ben lohnt sich in jedem Fall.

Quel­le: DGU

Das 1x1 der männlichen Fruchtbarkeit

Wenn es mit dem Kin­der­wunsch nicht klappt, ist die Ursa­che der Unfrucht­bar­keit eines Paa­res immer häu­fi­ger beim Mann zu fin­den: Eine gerin­ge Anzahl von Sper­mi­en und die weni­gen auch noch öfter von unter­durch­schnitt­li­cher Beweg­lich­keit und Qua­li­tät wer­den zuneh­mend für männ­li­che Infer­ti­li­tät ver­ant­wort­lich gemacht. Eine ein­zi­ge Ursa­che für die­se Ent­wick­lung gibt es nicht, jedoch ein gan­zes Ursa­chen-Aller­lei. Seit eini­gen Jah­ren wird mit Stu­di­en ver­sucht, Ursa­chen und Aus­lö­ser zu erken­nen. So fan­den däni­sche For­scher jetzt her­aus, dass Über­ge­wicht zu einer Ver­än­de­rung des Erb­gu­tes führt.

In ihrer Stu­die wie­sen sie ver­än­der­te gene­ti­sche Codes in Sper­mi­en von Über­ge­wich­ti­gen (BMI über 30) nach, die den Appe­tit steu­ern. Aber hat­te das Über­ge­wicht die DNA ver­än­dert, oder eine ver­än­der­te DNA das Über­ge­wicht aus­ge­löst? Dies wur­de an sechs adi­pö­sen Män­nern geklärt, die eine extre­me Gewichts­re­duk­ti­on durch einen Magen­by­pass erreich­ten. Vor und nach der OP wur­de die DNA ihrer Sper­mi­en unter­sucht — und mehr als 5000 epi­ge­ne­ti­sche Ver­än­de­run­gen fest­ge­stellt. Fazit: Über­ge­wicht ver­än­dert das Erb­gut. Der­zeit wer­den in Koope­ra­ti­on mit einer Fer­ti­li­täts­kli­nik auch die Embryo­nen von Vätern unter­schied­li­chen Kör­per­ge­wichts epi­ge­ne­tisch untersucht.

Bereits frü­he­re Stu­di­en hat­ten nega­ti­ve Ein­flüs­se von Über­ge­wicht auf die männ­li­che Fer­ti­li­tät auf­ge­zeigt: 2012 hat­ten For­scher in den Nie­der­lan­den fest­ge­stellt, dass Män­ner mit einem Hüft­um­fang von mehr als 102 Zen­ti­me­tern eine deut­li­che schlech­te­re Sper­mi­en­kon­zen­tra­ti­on und gerin­ge­re Gesamt­zahl beweg­li­cher Sper­mi­en hat­ten. Abneh­men schafft Abhilfe.
Öster­rei­chi­sche Stu­di­en­au­toren schrie­ben 2012, die Kom­bi­na­ti­on von Alter, Gewicht, sexu­el­ler Akti­vi­tät und der Men­ge des Kaf­fee­kon­sums hät­te wesent­li­chen Ein­fluss auf Moti­li­tät und Mor­pho­lo­gie der Sper­mi­en. Ent­spre­chend kön­ne der Mann bis zu einem gewis­sen Grad selbst die Qua­li­tät sei­ner Samen steuern.

US-For­scher erkann­ten nach einer 2014 ver­öf­fent­lich­ten Stu­die, dass Stress eben­falls nega­tiv auf Quan­ti­tät und Qua­li­tät von Sper­mi­en wirkt — aller­dings kaum beruf­li­che, son­dern über­wie­gend pri­va­te Belas­tun­gen. Män­ner, die wäh­rend der Stu­die arbeits­los waren, hat­ten eine beson­ders schlech­te Spermienqualität.

Zwi­schen schlech­tem Schlaf und Sper­mi­en­qua­li­tät wur­de 2012 in Däne­mark ein Zusam­men­hang nach­ge­wie­sen. Bei Män­nern mit Schlaf­stö­run­gen wur­de im Eja­ku­lat ein Rück­gang der Sper­mi­en­kon­zen­tra­ti­on von gut 30 Pro­zent gegen­über Nor­mal­schlä­fern fest­ge­stellt. Eine ver­min­der­te Sper­mi­en­qua­li­tät ver­bes­ser­te sich bei regel­mä­ßi­gem Schlaf von sie­ben Stun­den erheblich.
In Argen­ti­ni­en wur­de dar­über geforscht, wie sich WLAN-Strah­lung — also das Han­dy in der Hosen­ta­sche oder das Note­book auf dem Schoß — auf die männ­li­che Fer­ti­li­tät aus­wirkt. Sper­mi­en­pro­ben gesun­der 25-Jäh­ri­ger wur­den der Strah­lung aus­ge­setzt. 25 Pro­zent der Sper­mi­en waren danach bewe­gungs­los, neun Pro­zent wie­sen Schä­den am Erb­gut auf. Unbe­strahlt waren es nur je 14 und drei Pro­zent. In der Ukrai­ne wur­den 100 Stu­di­en zu den Gefah­ren der Mobil­funk­strah­lung ana­ly­siert: 93 kamen zu dem Ergeb­nis, dass WLAN- und Han­dy­strah­lung Zell­schä­den ver­ur­sa­chen können.

Pkw-Sitz­hei­zun­gen eilt der Ruf vor­aus, nega­ti­ve Effek­te auf die Sper­mi­en­qua­li­tät zu haben. Befra­gun­gen und Sper­mio­gram­men erga­ben in Öster­reich, dass 62 Pro­zent der häu­fi­gen Sitz­hei­zungs­nut­zer einen unauf­fäl­li­gen Sper­mi­en­zu­stand haben, bei sel­te­nen Nut­zern waren es 53 Pro­zent und bei Nicht­nut­zern nur 46 Pro­zent. Für den Umkehr­schluss posi­ti­ver Sitz­hei­zungs­ef­fek­te bedarf es jedoch wei­te­rer Forschung.
Nach­ge­wie­sen ist der nega­ti­ve Ein­fluss von Dro­gen, Ana­bo­li­ka, über­mä­ßi­gem Alko­hol­kon­sum und der des Rau­chens auf die Sper­mi­en­qua­li­tät: Niko­tin­kon­sum etwa redu­ziert das Befruch­tungs­po­ten­zi­al der Sper­mi­en um die Hälfte.
Ein gesun­der Lebens­stil mit Nor­mal­ge­wicht, aus­ge­wo­ge­ner Ernäh­rung und regel­mä­ßi­gem, aber nicht über­trie­be­nem Sport, der die Hor­mon­pro­duk­ti­on ankur­belt, dage­gen hält die Sper­mi­en fit.

Quel­le: DGU