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Das 1x1 der männlichen Fruchtbarkeit

Wenn es mit dem Kin­der­wunsch nicht klappt, ist die Ursa­che der Unfrucht­bar­keit eines Paa­res immer häu­fi­ger beim Mann zu fin­den: Eine gerin­ge Anzahl von Sper­mi­en und die weni­gen auch noch öfter von unter­durch­schnitt­li­cher Beweg­lich­keit und Qua­li­tät wer­den zuneh­mend für männ­li­che Infer­ti­li­tät ver­ant­wort­lich gemacht. Eine ein­zi­ge Ursa­che für die­se Ent­wick­lung gibt es nicht, jedoch ein gan­zes Ursa­chen-Aller­lei. Seit eini­gen Jah­ren wird mit Stu­di­en ver­sucht, Ursa­chen und Aus­lö­ser zu erken­nen. So fan­den däni­sche For­scher jetzt her­aus, dass Über­ge­wicht zu einer Ver­än­de­rung des Erb­gu­tes führt.

In ihrer Stu­die wie­sen sie ver­än­der­te gene­ti­sche Codes in Sper­mi­en von Über­ge­wich­ti­gen (BMI über 30) nach, die den Appe­tit steu­ern. Aber hat­te das Über­ge­wicht die DNA ver­än­dert, oder eine ver­än­der­te DNA das Über­ge­wicht aus­ge­löst? Dies wur­de an sechs adi­pö­sen Män­nern geklärt, die eine extre­me Gewichts­re­duk­ti­on durch einen Magen­by­pass erreich­ten. Vor und nach der OP wur­de die DNA ihrer Sper­mi­en unter­sucht — und mehr als 5000 epi­ge­ne­ti­sche Ver­än­de­run­gen fest­ge­stellt. Fazit: Über­ge­wicht ver­än­dert das Erb­gut. Der­zeit wer­den in Koope­ra­ti­on mit einer Fer­ti­li­täts­kli­nik auch die Embryo­nen von Vätern unter­schied­li­chen Kör­per­ge­wichts epi­ge­ne­tisch untersucht.

Bereits frü­he­re Stu­di­en hat­ten nega­ti­ve Ein­flüs­se von Über­ge­wicht auf die männ­li­che Fer­ti­li­tät auf­ge­zeigt: 2012 hat­ten For­scher in den Nie­der­lan­den fest­ge­stellt, dass Män­ner mit einem Hüft­um­fang von mehr als 102 Zen­ti­me­tern eine deut­li­che schlech­te­re Sper­mi­en­kon­zen­tra­ti­on und gerin­ge­re Gesamt­zahl beweg­li­cher Sper­mi­en hat­ten. Abneh­men schafft Abhilfe.
Öster­rei­chi­sche Stu­di­en­au­toren schrie­ben 2012, die Kom­bi­na­ti­on von Alter, Gewicht, sexu­el­ler Akti­vi­tät und der Men­ge des Kaf­fee­kon­sums hät­te wesent­li­chen Ein­fluss auf Moti­li­tät und Mor­pho­lo­gie der Sper­mi­en. Ent­spre­chend kön­ne der Mann bis zu einem gewis­sen Grad selbst die Qua­li­tät sei­ner Samen steuern.

US-For­scher erkann­ten nach einer 2014 ver­öf­fent­lich­ten Stu­die, dass Stress eben­falls nega­tiv auf Quan­ti­tät und Qua­li­tät von Sper­mi­en wirkt — aller­dings kaum beruf­li­che, son­dern über­wie­gend pri­va­te Belas­tun­gen. Män­ner, die wäh­rend der Stu­die arbeits­los waren, hat­ten eine beson­ders schlech­te Spermienqualität.

Zwi­schen schlech­tem Schlaf und Sper­mi­en­qua­li­tät wur­de 2012 in Däne­mark ein Zusam­men­hang nach­ge­wie­sen. Bei Män­nern mit Schlaf­stö­run­gen wur­de im Eja­ku­lat ein Rück­gang der Sper­mi­en­kon­zen­tra­ti­on von gut 30 Pro­zent gegen­über Nor­mal­schlä­fern fest­ge­stellt. Eine ver­min­der­te Sper­mi­en­qua­li­tät ver­bes­ser­te sich bei regel­mä­ßi­gem Schlaf von sie­ben Stun­den erheblich.
In Argen­ti­ni­en wur­de dar­über geforscht, wie sich WLAN-Strah­lung — also das Han­dy in der Hosen­ta­sche oder das Note­book auf dem Schoß — auf die männ­li­che Fer­ti­li­tät aus­wirkt. Sper­mi­en­pro­ben gesun­der 25-Jäh­ri­ger wur­den der Strah­lung aus­ge­setzt. 25 Pro­zent der Sper­mi­en waren danach bewe­gungs­los, neun Pro­zent wie­sen Schä­den am Erb­gut auf. Unbe­strahlt waren es nur je 14 und drei Pro­zent. In der Ukrai­ne wur­den 100 Stu­di­en zu den Gefah­ren der Mobil­funk­strah­lung ana­ly­siert: 93 kamen zu dem Ergeb­nis, dass WLAN- und Han­dy­strah­lung Zell­schä­den ver­ur­sa­chen können.

Pkw-Sitz­hei­zun­gen eilt der Ruf vor­aus, nega­ti­ve Effek­te auf die Sper­mi­en­qua­li­tät zu haben. Befra­gun­gen und Sper­mio­gram­men erga­ben in Öster­reich, dass 62 Pro­zent der häu­fi­gen Sitz­hei­zungs­nut­zer einen unauf­fäl­li­gen Sper­mi­en­zu­stand haben, bei sel­te­nen Nut­zern waren es 53 Pro­zent und bei Nicht­nut­zern nur 46 Pro­zent. Für den Umkehr­schluss posi­ti­ver Sitz­hei­zungs­ef­fek­te bedarf es jedoch wei­te­rer Forschung.
Nach­ge­wie­sen ist der nega­ti­ve Ein­fluss von Dro­gen, Ana­bo­li­ka, über­mä­ßi­gem Alko­hol­kon­sum und der des Rau­chens auf die Sper­mi­en­qua­li­tät: Niko­tin­kon­sum etwa redu­ziert das Befruch­tungs­po­ten­zi­al der Sper­mi­en um die Hälfte.
Ein gesun­der Lebens­stil mit Nor­mal­ge­wicht, aus­ge­wo­ge­ner Ernäh­rung und regel­mä­ßi­gem, aber nicht über­trie­be­nem Sport, der die Hor­mon­pro­duk­ti­on ankur­belt, dage­gen hält die Sper­mi­en fit.

Quel­le: DGU

Die überaktive Blase

Für das Krank­heits­bild der über­ak­ti­ven Bla­se wer­den zahl­rei­che Begrif­fe ver­wen­det. Häu­fig ist von einer Over­ac­ti­ve Blad­der (OAB) oder im deut­schen ver­ständ­li­cher, der Reiz­bla­se, die Rede.Nach Defi­ni­ti­on der Inter­na­tio­na­len Kon­ti­nenz­ge­sell­schaft (ICS) han­delt es sich um einen gehäuf­ten Harn­drang (> 10maliges Was­ser­las­sen in 24h) in Kom­bi­na­ti­on mit einem soge­nann­ten impe­ra­ti­ven Harn­drang. Hier­un­ter ver­steht man, dass nach Ein­tre­ten des Harn­dran­ges unmit­tel­bar die Toi­let­te auf­ge­sucht wer­den muss, da die Bla­sen­ent­lee­rung sonst unkon­trol­liert erfolgt. Laut Defi­ni­ti­on liegt dem Beschwer­de­bild kei­ne vom Arzt fass­ba­re Ursa­che (idio­pa­thisch) zugrun­de. Mög­li­che fass­ba­re Ursa­chen für eine der­ar­ti­ge Sym­pto­ma­tik wären z.B. Bla­sen­stei­ne, eine Pro­sta­ta­ver­grö­ße­rung oder mög­li­cher­wei­se auch Bla­sen­krebs. Daher sind die unten genann­ten Unter­su­chun­gen not­wen­dig, um das Beschwer­de­bild ent­spre­chend abgren­zen zu kön­nen und die Dia­gno­se zu sichern.

Urin­ver­lus­te kön­nen im Rah­men des Beschwer­de­bil­des auf­tre­ten (Dran­gin­kon­ti­nenz). Die Erkran­kung kann jedoch auch ohne Urin­ver­lust bestehen und sich ledig­lich in einem stö­rend häu­fi­gen Harn­drang äußern.

Von einer über­ak­ti­ve Bla­se sind ca. 16% aller erwach­se­nen Men­schen betrof­fen. Der Anteil der betrof­fe­nen weib­li­chen Bevöl­ke­rung wird dabei mit 8–42% und der männ­li­chen Bevöl­ke­rung mit 10–26% ange­ge­ben. Frau­en sind im All­ge­mei­nen 20 Jah­re frü­her betrof­fen als Män­ner. Die Häu­fig­keit des Beschwer­de­bil­des steigt dabei mit zuneh­men­den Alter.

Gesi­cher­te unab­hän­gi­ge Risi­ko­fak­to­ren für die Ent­ste­hung einer Reiz­bla­se sind somit Alter und Übergewicht.

Erkran­kun­gen die häu­fig beglei­tend auf­tre­ten sind Depres­sio­nen, Ver­stop­fung und Erektionsstörungen.

Diagnostik

Da es sich bei der über­ak­ti­ven Bla­se letzt­lich um eine Aus­schluss­dia­gno­se han­delt, wer­den vor Ein­lei­tung einer The­ra­pie vom Uro­lo­gen in der Regel ver­schie­de­ne Unter­su­chun­gen vorgenommen.

Wich­tigs­ter Punkt hier­bei ist das ein­ge­hen­de Ana­mne­se­ge­spräch um das Beschwer­de­bild genau zu erfas­sen. An wei­ter­ge­hen­den Unter­su­chun­gen schlie­ßen sich oft eine Urindia­gnos­tik zum Aus­schluss zum Bei­spiel eines Harn­wegs­in­fek­tes und eine Ultra­schall­un­ter­su­chung der Harn­we­ge (Bla­se, Nie­ren, Rest­harn­mes­sung) an. Bei Män­nern ist zudem eine Tast­un­ter­su­chung bzw. Ultra­schall­un­ter­su­chung der Pro­sta­ta zu empfehlen.

Um ent­zünd­li­che Ver­än­de­run­gen der Bla­sen­schleim­haut oder evtl. bestehen­de Bla­sen­tu­mo­ren sicher zu erken­nen, ist zudem oft eine Bla­sen­spie­ge­lung (sie­he dort) notwendig.

Optio­nal kann zusätz­lich eine sog. Uro­dy­na­mik (sie­he Kapi­tel Harn­in­kon­ti­nenz) wei­te­ren Auf­schluss über die Bla­sen­ka­pa­zi­tät, Bla­sen­drü­cke und das Zusam­men­spiel zwi­schen Bla­sen- und Schließ­mus­kel geben.

Oft ist es hilf­reich, wenn betrof­fe­ne Pati­en­ten ein sog. Mik­ti­ons­ta­ge­buch füh­ren. Hier­bei wer­den sämt­li­che Toi­let­ten­be­su­che (Was­ser­las­sen) über min­des­tens 48h sowohl tags, als auch nachts mit Anga­be des Urin­vo­lu­mens protokolliert.

Hier­aus ist objek­ti­ver ersicht­lich wie vie­le Toi­let­ten­be­su­che tat­säch­lich erfolg­ten und wie aus­ge­prägt das Beschwer­de­bild ist. Im Ver­lauf der Behand­lung las­sen sich hier­durch auch The­ra­pie­er­fol­ge objektivieren.

Therapie

Soll­ten ursäch­li­che Erkran­kun­gen (z.B. Ner­ven­er­kran­kun­gen, Bla­sen­stein, Pro­sta­ta­ver­grö­ße­rung, Bla­sen­tu­mor) aus­ge­schlos­sen sein, bestehen viel­fäl­ti­ge Behand­lungs­mög­lich­kei­ten einer über­ak­ti­ven Blase.

Je nach Ent­ste­hung der Sym­pto­ma­tik, vor­he­ri­ger The­ra­pie und Prä­fe­renz des Pati­en­ten kön­nen ein Ver­hal­tens­trai­ning, eine psy­cho­so­ma­ti­sche Behand­lung, eine medi­ka­men­tö­se The­ra­pie (Tablet­ten, Anwen­dung von Botu­li­num­to­xin A), eine Elek­tro­sti­mu­la­ti­ons­be­hand­lung oder eine sakra­le Neu­ro­mo­du­la­ti­on zum Ein­satz kommen.

Verhaltenstraining und psychosomatische Behandlung

In Stu­di­en konn­te gezeigt wer­den, dass sich das Beschwer­de­bild einer über­ak­ti­ven Bla­se durch ein Ver­hal­tens­trai­ning deut­lich ver­bes­sert kann. Ziel hier­bei ist v.a. den Toi­let­ten­gang her­aus zu zögern und ein­ge­wöhn­te Mecha­nis­men zu durch­bre­chen. Hier bedarf es zur effek­ti­ven The­ra­pie aber einer pro­fes­sio­nel­len Anlei­tung. Der Uro­lo­ge vor Ort kann ggf. fach­kun­di­ge Hil­fe vermitteln.

In Ein­zel­fäl­len kön­nen auch Soma­ti­sie­rung­s­tö­run­gen Ursa­che einer über­ak­ti­ven Bla­se sein. In die­sem Fall ist eine fach­kun­di­ge psy­cho­so­ma­ti­sche Mit­be­ur­tei­lung hilfreich.

Elektrostimulation und Biofeedback-Training

Die­se Ver­fah­ren sind nicht schmerz­haft und vom Pati­en­ten im hei­mi­schen Umfeld sel­ber anwend­bar. Über Elek­tro­den im Damm- und Vagi­nal­be­reich kön­nen Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten die Becken­bo­den­mus­ku­la­tur trai­nie­ren und eine ver­bes­ser­te Kon­trol­le über die Becken­bo­den­mus­ku­la­tur erhalten.

Eine Ein­wei­sung in die Anwen­dung des Gerä­tes und eine The­ra­pie­über­wa­chung soll­te pro­fes­sio­nell erfol­gen. Ent­spre­chen­de The­ra­peu­ten kön­nen vom Uro­lo­gen vor Ort ver­mit­telt werden.

Als noch effek­ti­ver hat sich die­se The­ra­pie in Kom­bi­na­ti­on mit einer phy­sio­the­ra­peu­ti­schen Becken­bo­den­gym­nas­tik erwiesen.

Ins­ge­samt ist die­se Behand­lungs­op­ti­on neben­wir­kungs­arm, stellt jedoch für Pati­en­ten einen erheb­li­chen Zeit­auf­wand dar, da das Trai­ning oft­mals täg­lich (im häus­li­chen Umfeld) und über meh­re­re Mona­te erfol­gen muss, um einen The­ra­pie­er­folg zu bemerken.

Medikamentöse Therapie

Die am häu­figs­ten gewähl­te The­ra­pie­op­ti­on ist eine medi­ka­men­tö­se The­ra­pie in Tablet­ten­form. Das Wirk­prin­zip die­ser sog. Anti­cho­li­ner­gi­ka ist dabei ähn­lich. Es wer­den Rezep­to­ren im Bereich des Bla­sen­mus­kels blo­ckiert. Dies führt dazu, dass sich der Bla­sen­mus­kel nicht mehr so kräf­tig zusam­men­zie­hen kann. Zusätz­lich gibt es Hin­wei­se, dass durch die Medi­ka­men­te die Rei­ze aus der Harn­bla­se, wel­che den Harn­drang ver­ur­sa­chen, eben­falls blo­ckiert oder gehemmt werden.

Die Kom­bi­na­ti­on senkt die Häu­fig­keit der Toi­let­ten­be­su­che und unkon­trol­lier­te Urin­ver­lus­te durch die Drangsymptomatik.

Der The­ra­pie­er­folg setzt meist erst nach eini­gen Tagen oder Wochen der The­ra­pie ein. Soll­te ein Prä­pa­rat nicht den gewünsch­ten Erfolg zei­gen, kann ein ande­rer Wirk­stoff pro­biert wer­den. Der Uro­lo­ge vor Ort berät betrof­fe­ne Pati­en­ten, wel­ches Prä­pa­rat im Rah­men von etwa­igen Begleit­erkran­kun­gen zu emp­feh­len ist.

Häu­fi­ge Neben­wir­kun­gen die­ser Wirk­stoff­grup­pe kön­nen Mund­tro­cken­heit oder Ver­stop­fung sein. Ins­ge­samt ist die Ver­träg­lich­keit jedoch zumeist gut und die Wir­kung der Wirk­stoff­grup­pe durch zahl­rei­che Stu­di­en belegt.

Botulinumtoxin A

Die Ver­wen­dung von Botu­li­num­to­xin A im Rah­men der The­ra­pie einer über­ak­ti­ven Bla­se erfolgt, wenn die bereits ange­führ­ten The­ra­pie­op­tio­nen kei­nen Erfolg hat­ten, oder für den Pati­en­ten unver­träg­lich waren.

Die Anwen­dung erfolgt im Rah­men einer Bla­sen­spie­ge­lung (sie­he dort) ambu­lant oder sta­tio­när mit einer loka­len Betäu­bung der Harn­bla­se. Im Rah­men der Spie­ge­lung wird mit einer fei­nen Nadel an ver­schie­de­nen Stel­len der Harn­bla­se Botu­li­num­to­xin A inji­ziert. Der Ein­griff dau­ert meist zwi­schen 10 und 20 Minu­ten und ist nicht oder nur wenig schmerzhaft.

Bei Botu­li­num­to­xin A han­delt es sich um ein Ner­ven­gift, wel­ches die Signal­über­tra­gung in der Bla­sen­mus­ku­la­tur hemmt. Hier­durch kann sich der Bla­sen­mus­kel nicht mehr, oder weni­ger stark zusam­men­zie­hen und die Häu­fig­keit der Bla­sen­ent­lee­run­gen sinkt.

Bis zum vol­len Wirk­ein­tritt ver­ge­hen ca. 2 Wochen. Die Wir­kung hält zwi­schen 6 und 12 Mona­ten an. Hier­nach ist eine erneu­te Durch­füh­rung der Injek­ti­on notwendig.

Die Vor­tei­le der The­ra­pie sind deut­lich weni­ger Neben­wir­kun­gen im Sin­ne einer Mund­tro­cken­heit und in Stu­di­en eine etwas höhe­re Tro­cken­heits­ra­te bei gleich­zei­tig bestehen­der Dranginkontinenz.

Als nach­tei­lig erwies sich eine höhe­re Anzahl von Harn­wegs­in­fek­ten im Ver­gleich zu den Anti­cho­li­ner­gi­ka und das Risi­ko eines Harn­ver­hal­tes. Hier­zu kann es bei einem über­schie­ßen­den Anspre­chen der Botu­li­num­to­xin­wir­kung kom­men. Der Bla­sen­mus­kel ist nicht mehr in der Lage sich selbst­stän­dig zusam­men­zu­zie­hen und der Pati­ent kann nicht mehr kon­trol­liert Was­ser las­sen. Die­ser Zustand wird vom Uro­lo­gen dann als Harn­ver­halt bezeichnet.

Die Dau­er die­ser uner­wünsch­ten Wir­kung ist durch die zeit­lich begrenz­te Wir­kung von Botu­li­num­to­xin A auf 6–12 Mona­te limi­tiert. In die­ser Zeit kann es not­wen­dig sein, dass sich die betrof­fe­nen Pati­en­ten täg­lich mehr­fach sel­ber katheterisieren.

Quel­le DGU

Der unwillkürliche Harnverlust (Harninkontinenz)

Allgemeines

Der unwill­kür­li­che, unkon­trol­lier­te Harn­ver­lust wird vom Uro­lo­gen als Harn­in­kon­ti­nenz bezeich­net. Der betrof­fe­ne Pati­ent ist außer­stan­de, den Zeit­punkt des Was­ser­las­sens selbst zu bestim­men. Dies kann unter­schied­li­che Ursa­chen haben. Eine Stö­rung des kom­ple­xen Zusam­men­spiels zwi­schen Harn­bla­se, Harn­röh­re, Harn­bla­sen­schließ­mus­kel, und Becken­bo­den­mus­ku­la­tur kann zu die­sem Beschwer­de­bild bei­tra­gen. Beim Mann kann zudem eine ver­grö­ßer­te Pro­sta­ta zu einer Bla­sen­ent­lee­rungs­stö­rung füh­ren, wel­che eben­falls unkon­trol­lier­te Urin­ver­lus­te zu Fol­ge haben kann.

Die Harn­in­kon­ti­nenz ist ein ver­brei­te­tes Lei­den, das bevor­zugt Frau­en im mitt­le­ren und höhe­ren Lebens­al­ter, aber auch jün­ge­re Men­schen und Män­ner betrifft. Durch die zuneh­men­de Lebens­er­war­tung und Pati­en­ten, wel­che auch im höhe­ren Alter ihr Leben aktiv gestal­ten kommt die­ser Erkran­kung eine immer grö­ße­re medi­zi­ni­sche und gesell­schaft­li­che Bedeu­tung zu.

In Deutsch­land sind schät­zungs­wei­se etwa 6 Mil­lio­nen Men­schen von einer Harn­in­kon­ti­nenz betrof­fen. Oft wird die­ses Lei­den vom Pati­en­ten aus Scham­ge­fühl selbst dem Arzt gegen­über nicht erwähnt. Unan­ge­neh­me Begleit­erschei­nun­gen des unwill­kür­li­chen Harn­ab­gangs kön­nen Geruchs­ent­wick­lung und Haut­er­kran­kun­gen im Geni­tal­be­reich durch das feuch­te Milieu sein.

Der see­li­sche Lei­dens­druck durch eine Inkon­ti­nenz ist hoch und kann zu erheb­li­chen Ein­schrän­kun­gen der Lebens­qua­li­tät füh­ren. Eine Mit­be­hand­lung durch einen Uro­lo­gen ist in jedem Fall sinn­voll, um die Ursa­che der Inkon­ti­nenz bes­ser zu beur­tei­len und The­ra­pie­op­tio­nen aufzuzeigen.

Formen und Ursachen einer Harninkontinenz

Der Uro­lo­ge unter­schei­det zwi­schen einer Belas­tungs- und einer Dranginkontinenz.

Bei einer Belas­tungs­in­kon­ti­nenz tritt der Urin­ver­lust typi­scher­wei­se unter kör­per­li­cher Belas­tung auf. Bei einer leich­te­ren Aus­prä­gung geht Urin vor allem bei schwe­rer kör­per­li­cher Arbeit ver­lo­ren. Eben­so kön­nen Uri­n­ab­gän­ge beim Hus­ten, Lachen oder Nie­sen auf­tre­ten. Bei sehr schwe­ren For­men der Belas­tungs­in­kon­ti­nenz tre­ten Urin­ver­lust auch in kör­per­li­che Ruhe und im Lie­gen auf. Betrof­fen sind hier vor allem Frau­en. Ein wich­ti­ger Risi­ko­fak­tor kann dabei eine Schä­di­gung des Becken­bo­dens durch (mehr­fa­che) vagi­na­le Ent­bin­dun­gen sein. Sel­te­ne­re Ursa­chen sind z.B. Fis­tel­bil­dun­gen zwi­schen Schei­de und Harn­bla­se, als Fol­ge von Ver­let­zun­gen, Ope­ra­tio­nen oder einer Strah­len­the­ra­pie. Auch Män­ner kön­nen von einer Belas­tungs­in­kon­ti­nenz betrof­fen sein. Hier tre­ten die Beschwer­den als uner­wünsch­te Neben­wir­kung zum Bei­spiel nach einer radi­ka­len Pro­sta­ta­krebs­ope­ra­ti­on oder nach einer ope­ra­ti­ven Ver­klei­ne­rung der Pro­sta­ta bei gut­ar­ti­ger Ver­grö­ße­rung auf.

Bei einer Dran­gin­kon­ti­nenz kommt es zu unwill­kür­li­chen, unkon­trol­lier­ten Urin­ver­lus­ten, wel­che nor­ma­ler­wei­se mit einem schnell auf­tre­ten­den Harn­drang ein­her­ge­hen. Der Urin kann dabei nicht bis zum Auf­su­chen der Toi­let­te zurück­ge­hal­ten wer­den und ent­leert sich oft schwall­ar­tig. Beglei­tend ist oft­mals eine häu­fi­ger Harn­drang mit ent­spre­chend gehäuf­ten Toi­let­ten­be­su­chen, wel­che bei sehr kur­zen Inter­val­len von teils <30 Minu­ten auch erheb­lich beein­träch­ti­gen sind. Von einer soge­nann­ten Über­ak­ti­ven Bla­se („Reiz­bla­se“) mit beglei­ten­der Inkon­ti­nenz sind Frau­en etwa dop­pelt so häu­fig betrof­fen wie Män­ner. Ursa­che einer sol­chen Sym­pto­ma­tik kön­nen bak­te­ri­el­le Infek­tio­nen der Harn­bla­se, Bla­sen­tu­mo­re, Ner­ven­er­kran­kun­gen, Rücken­marks­schä­den oder Fremd­kör­per in der Bla­se sein. Sehr häu­fig fin­det man aller­dings kei­nen Aus­lö­ser für die­se Erkran­kung. Misch­for­men zwi­schen bei­den Inkon­ti­nenz­for­men tre­ten auf.

Untersuchung durch den Urologen

Neben der all­ge­mei­nen ärzt­li­chen Unter­su­chung ste­hen ver­schie­de­ne spe­zi­el­le Unter­su­chun­gen zur Beur­tei­lung und The­ra­pie­pla­nung bei Inkon­ti­nenz zur Verfügung.

Trink- und Miktionsprotokoll

Vom Pati­en­ten über min­des­tens 48h Stun­den zu füh­ren­de Tabel­le, in wel­cher er die Trink­men­ge, die Toi­let­ten­be­su­che (Uhr­zeit), die Urin­men­ge, unwill­kür­li­che Urin­ver­lus­te und Dran­g­e­pi­so­den doku­men­tiert. Ein sol­ches Pro­to­koll hilft dem Uro­lo­gen das Pro­blem zu objek­ti­vie­ren und Situa­tio­nen zu erken­nen, in wel­chen es zu gehäuf­ten Harn­drang kommt.

Pad-Test

Bei die­sem Ver­fah­ren wird der Pati­ent bei gefüll­ter Bla­se mit einer Inkon­ti­nenz­vor­la­ge aus­ge­stat­tet. Unter defi­nier­ter kör­per­li­cher Belas­tung, oder Tra­gen über einen län­ge­ren Zeit­raum (24h) tre­ten z.B. bei einer Belas­tungs­in­kon­ti­nenz Urin­ver­lus­te auf. Die Vor­la­gen kön­nen hier­nach gewo­gen wer­den und die Men­ge des Urin­ver­lus­tes bestimmt werden.

Blasenspiegelung/vaginale Unter­su­chung

Zur nähe­ren Abklä­rung einer Inkon­ti­nenz ist eine Bla­sen­spie­ge­lung (sie­he dort) uner­läss­lich. Die Unter­su­chung erlaubt dem Uro­lo­gen krank­haf­te Ver­än­de­run­gen und damit Ursa­chen einer Inkon­ti­nenz in der Bla­se zu erken­nen. Des Wei­te­ren lässt die­se Unter­su­chung eine Beur­tei­lung der Becken­bo­den­mus­ku­la­tur und des Bla­sen­schließ­mus­kel zu. Bei Frau­en wird die Unter­su­chung oft mit einer vagi­na­len Unter­su­chung kom­bi­niert, um eine evtl. bestehen­de Bla­sen­sen­kung zu erkennen.

Uro­dy­na­mik

Um den Ablauf der Bla­sen­ent­lee­rung, die Steue­rung der Bla­se durch die Ner­ven und die in der Harn­bla­se wäh­rend des Was­ser­las­sens herr­schen­den Drü­cke zu mes­sen und zu beur­tei­len kann eine sog. Uro­dy­na­mi­sche Mes­sung (Uro­dy­na­mik) erfol­gen. Hier­bei wird ein dün­ner Bla­sen­ka­the­ter in die Harn­bla­se ein­ge­führt und die Bla­se voll­stän­dig ent­leert. Über den Kathe­ter kann nun der Druck in der Harn­bla­se bestimmt wer­den. Aus mess­tech­ni­schen Grün­den ist es gleich­zei­tig not­wen­dig einen dün­nen Bal­lon­ka­the­ter im End­darm zu platzieren.

Die Bla­se wird nun com­pu­ter­ge­steu­ert mit war­mer Koch­salz­lö­sung lang­sam gefüllt. Es wird damit eine natür­li­che Fül­lung der Harn­bla­se mit Urin im Zeit­raf­fer simu­liert. Wäh­rend der Mes­sung wird der Pati­ent befragt, ob er einen Harn­drang ver­spürt und wie stark die­ser ist. Auch Urin­ver­lus­te wer­den wäh­rend der Mes­sung doku­men­tiert. Wenn die Bla­se so stark gefüllt ist, dass der Pati­ent einen Harn­drang ver­spürt, wird die­ser auf­ge­for­dert bei lie­gen­dem Kathe­ter zu uri­nie­ren. Hier­bei wer­den nun erneut die Druck­wer­te in der Bla­se gemes­sen. Die Unter­su­chung erlaubt Rück­schlüs­se auf die Art einer Inkon­ti­nenz und kann Aus­kunft geben, ob etwa­ige ope­ra­ti­ve The­ra­pie­ver­fah­ren sinn­voll sind. Wei­ter­hin erhält der Arzt Infor­ma­tio­nen über die Druck­ver­hält­nis­se in der Harn­bla­se und kann anhand die­ser beur­tei­len, ob ein Risi­ko für eine Nie­ren­schä­di­gung (z.B. bei sehr hohen Bla­sen­drü­cken) besteht.

Bei der sog. Video-Uro­dy­na­mik wer­den par­al­lel zu der Druck­mes­sung Rönt­gen­bil­der der Harn­bla­se und des Harn­trak­tes ange­fer­tigt, wel­che die Arbeit des Becken­bo­dens und der Harn­bla­se bes­ser beur­tei­len las­sen. Eine Uro­dy­na­mi­sche-Mes­sung ist durch die Kathe­ter­an­la­ge für Pati­en­ten zwar etwas unan­ge­nehm, aller­dings nicht schmerzhaft.

Welche Therapieverfahren sind möglich?

Belas­tungs­in­kon­ti­nenz der Frau

Da die­se Inkon­ti­nenz­form oft auf einer Schwä­che der Becken­bo­den­mus­ku­la­tur und des umge­ben­den Bin­de­ge­we­bes beruht, ist ins­be­son­de­re bei leich­ten For­men der Belas­tungs­in­kon­ti­nenz eine pro­fes­sio­nell ange­lei­te­te Becken­bo­den­gym­nas­tik hilf­reich. Um die Pro­ble­ma­tik effek­tiv zu ver­bes­sern ist eine regel­mä­ßi­ge Anwen­dung not­wen­dig. Eine kurz­fris­ti­ge The­ra­pie von z.B. 2–3 Wochen bringt kei­nen Erfolg.

Bei einer Belas­tungs­in­kon­ti­nenz ist ergän­zend zur Becken­bo­den­gym­nas­tik der Wirk­stoff Dulo­xe­tin zur Ver­bes­se­rung der Inkon­ti­nenz­sym­pto­ma­tik zuge­las­sen. Bei die­sem Wirk­stoff han­delt es sich ursprüng­lich um ein Anti­de­pres­si­vum. Neben­wir­kun­gen kön­nen, ins­be­son­de­re bei schnel­ler Dosis­stei­ge­rung, auf­tre­ten und z.T. aus­ge­prägt sein. Soll­te eine schwer­wie­gen­de­re Belas­tungs­in­kon­ti­nenz bei einer Frau bestehen, so bestehen auch ope­ra­ti­ve Mög­lich­kei­ten die­se zu besei­ti­gen oder zu lin­dern. Gän­ge Ver­fah­ren sind hier­bei das Ein­brin­gen eines Kunst­stoff­ban­des unter die Harn­röh­re. Dies erfolgt ent­we­der über einen klei­nen Schnitt durch die Bauch­de­cke (TVT: Ten­si­on-free Vagi­nal Tape) oder über die Schen­kel­beu­ge (TVT‑O: Ten­si­on-free Vagi­nal Tape Obtu­ra­tor). Die Erfolgs­ra­ten hin­sicht­lich der Besei­ti­gung der Belas­tungs­in­kon­ti­nenz mit die­sen Ver­fah­ren sind hoch. Zu beach­ten ist jedoch, dass ein­mal in den Kör­per ein­ge­brach­tes Band­ma­te­ri­al schwie­rig bis gar nicht zu ent­fer­nen ist. Neben­wir­kun­gen wie Ent­zün­dun­gen des Band­ma­te­ri­als oder Fremdkörpergefühl/Schmerzen kön­nen auftreten.

Die Indi­ka­ti­on ist daher kri­tisch zu stellen.

Soll­te bei einer Frau die Belas­tungs­in­kon­ti­nenz mit einer kom­ple­xen Sen­kung des Becken­bo­dens ein­her­ge­hen kann auch das Ein­brin­gen von grö­ße­ren Net­zen in den Becken­bo­den not­wen­dig wer­den. Hier ist beson­ders die Mit­be­ur­tei­lung durch einen Gynä­ko­lo­gen zu emp­feh­len. Als Alter­na­ti­ve besteht die Mög­lich­keit den Bla­sen­hals ope­ra­tiv ohne Ein­brin­gen von Netz­ma­te­ria­li­en anzu­he­ben. Die­se Metho­de nennt der Uro­lo­ge Kol­pus­sus­pen­si­on nach Bur­ch. Die Metho­de ist in etwa so erfolg­ver­spre­chend wie die genann­ten Ban­d­ope­ra­tio­nen. Es kann jedoch nach eini­gen Jah­ren zu einem erneu­ten Auf­tre­ten der Inkon­ti­nenz kom­men, was eine Wie­der­ho­lung des Ein­grif­fes not­wen­dig macht.

Belas­tungs­in­kon­ti­nenz des Mannes

Häu­figs­te Ursa­che einer männ­li­chen Belas­tungs­in­kon­ti­nenz ist, trotz immer wei­ter ver­bes­ser­ter OP-Tech­nik, eine Schä­di­gung des Schließ­mus­kels im Rah­men einer radi­ka­len Pro­sta­ta­krebs­ope­ra­ti­on. Wäh­rend in den ers­ten 6 Mona­ten nach einer sol­chen Ope­ra­ti­on noch rela­tiv vie­le Män­ner Inkon­ti­nenz­vor­la­gen benut­zen müs­sen, sinkt die Zahl der Betrof­fe­nen hier­nach auf ca. 2–10%. In der Reha­bi­li­ta­ti­ons­pha­se ist vor allem eine inten­si­ve und pro­fes­sio­nel­le Anlei­tung zur Becken­bo­den­gym­nas­tik hilf­reich. Soll­te im lang­fris­ti­gen Ver­lauf eine für den Pati­en­ten stö­ren­de Inkon­ti­nenz bestehen, so sind auch hier ope­ra­ti­ve Ver­fah­ren ver­füg­bar. Je nach Schwe­re der Inkon­ti­nenz kom­men hier­bei eben­falls Band­ma­te­ria­li­en (z.B. Advance-Band, Argus-Schlinge) zum Ein­satz, wel­che die Harn­röh­re und den Schließ­mus­kel unterstützen.

Bei sehr aus­ge­präg­ten For­men der Inkon­ti­nenz kann schließ­lich die Implan­ta­ti­on eines künst­li­chen Bla­sen­schließ­mus­kels ange­bo­ten wer­den. Die­se OP-Ver­fah­ren wer­den in spe­zia­li­sier­ten Zen­tren ange­bo­ten und haben eine hohe Erfolgs­ra­te. Nach­tei­le bestehen für den Pati­en­ten in der jeweils bei jedem Toi­let­ten­be­such durch­zu­füh­ren­den manu­el­len Bedie­nung. Wei­ter­hin ber­gen Implan­ta­te ein Infek­ti­ons­ri­si­ko bei bak­te­ri­el­ler Besied­lung, was zu Fol­ge­ope­ra­tio­nen füh­ren kann.

Dran­gin­kon­ti­nenz

Die The­ra­pie einer Dran­gin­kon­ti­nenz ist in ers­ter Linie eine kon­ser­va­ti­ve, medi­ka­men­tö­se The­ra­pie. Zunächst soll­ten evtl. ursäch­li­che Begleit­erkran­kun­gen (z.B. Mul­ti­ple Skle­ro­se) erkannt und behan­delt wer­den. Hier­durch ist teil­wei­se schon eine Lin­de­rung der Beschwer­den mög­lich. Oft­mals wer­den jedoch kei­ne expli­zi­ten Ursa­chen gefun­den. Zur wei­te­ren The­ra­pie ste­hen ver­schie­den Medi­ka­men­te zur Ver­fü­gung, wel­che die Akti­vi­tät des Bla­sen­mus­kels redu­zie­ren und dadurch Drang- und Inkon­ti­nenz­epi­so­den ver­min­dern oder besei­ti­gen kön­nen. Die­se Medi­ka­men­te wer­den auch als Anti­cho­li­ner­gi­ka bezeich­net. Unter die­sen Anti­cho­li­ner­gi­ka gibt es eine Viel­zahl von ver­schie­de­nen Wirk­stof­fen, deren The­ra­pie­prin­zip jedoch ähn­lich ist. Wel­ches Prä­pa­rat für den ein­zel­nen Pati­en­ten opti­mal ist, ent­schei­det der Uro­lo­ge anhand mög­li­cher Begleit­erkran­kun­gen und des Alters des Pati­en­ten. Neben­wir­kun­gen kön­nen ein tro­cke­ner Mund oder Ver­stop­fung sein. Ein The­ra­pie­er­folg ist oft erst nach eini­gen Wochen der The­ra­pie zu beurteilen.

Soll­te mit die­sen Medi­ka­men­ten kein Erfolg zu erzie­len sein, ist die Ver­wen­dung von Botu­li­num­to­xin mög­lich. Der Wirk­stoff ist vie­len Men­schen durch die Medi­en im Rah­men von Schön­heits­ope­ra­tio­nen bekannt (Fal­ten­be­hand­lung). Im Rah­men einer hart­nä­cki­gen Dran­gin­kon­ti­nenz wird die­ses Medi­ka­ment direkt bei einer Harn­bla­sen­spie­ge­lung (sie­he dort) in den Bla­sen­mus­kel gespritzt. Die­se Pro­ze­dur kann mit loka­ler Betäu­bung durch­ge­führt wer­den und ist nicht schmerzhaft.

Der The­ra­pie­er­folg hält meist zwi­schen 6–12 Mona­ten an. Danach muss die Pro­ze­dur wie­der­holt wer­den. Eine uner­wünsch­te Wir­kung die­ser Behand­lung besteht in einer über­schie­ßen­den Wir­kung, wel­che es dem Pati­en­ten teils nicht erlaubt die Bla­se voll­stän­dig zu ent­leer­ten. Mit Nach­las­sen der Wir­kung ver­schwin­det die­ser uner­wünsch­te Effekt, aller­dings kann für den Zeit­raum ein vor­über­ge­hen­de selb­stän­di­ges kathe­te­ri­sie­ren durch den Pati­en­ten not­wen­dig werden.

Bei sehr aus­ge­präg­ten Form einen Dran­gin­kon­ti­nenz, ggf. in Kom­bi­na­ti­on mit einer schwer­wie­gen­den chro­ni­schen Ent­zün­dung der Bla­se (z.B.: Inters­ti­ti­el­le Cys­ti­tis) kann auch eine ope­ra­ti­ve Ent­fer­nung der Bla­se als letz­te Alter­na­ti­ve ver­blei­ben. Die Harn­ab­lei­tung erfolgt dann z.B. über einen kathe­te­ri­sier­ba­ren Nabel­pouch, ein Ileum­con­duit oder eine „Ersatzblase“-Neoblase.

Für Pati­en­ten die kei­ne medi­ka­men­tö­se oder ope­ra­ti­ve Behand­lung wün­schen besteht die Mög­lich­keit einer Bio­feed­back und Elek­tro­sti­mul­ti­ons­be­hand­lung. Behand­lungs­kos­ten wer­den durch die Kran­ken­kas­se über­nom­men. Eine pro­fes­sio­nel­le Anlei­tung in Hand­ha­bung und Bedie­nung ist not­wen­dig um einen The­ra­pie­er­folg zu erzie­len. Die The­ra­pie selbst wird dann vom Pati­en­ten selbst über einen län­ge­ren Zeit­raum (min­des­tens 3–6 Mona­te) selbst­stän­dig durch­ge­führt. Ein The­ra­pie­er­folg ist nicht sicher. Die Ver­triebs­fir­men bie­ten eine sol­che Anlei­tung durch geschul­te Mit­ar­bei­ter an. Der Uro­lo­ge kann den Pati­en­ten ent­spre­chend bera­ten und eine Behand­lung in die Wege leiten.

Quel­le: DGU

Tipps zur Badesaison — Vermeidung einer Blasenentzündung

Die Frei­bä­der fül­len sich wie­der — zeit­gleich fin­det man wie­der öfter Harn­wegs­in­fek­te. Egal wo man sich abkühlt (Bade­see, Meer oder Frei­bad) — Bak­te­ri­en und Käl­te sind die idea­le Kom­bi­na­ti­on, um an einer Bla­sen­ent­zün­dung zu erkran­ken. Frau­en sind  dabei häu­fi­ger betrof­fen als Männer.

Zur Vor­beu­gung einer Bla­sen­ent­zün­dung emp­fiehlt es sich, die nas­se Bade­be­klei­dung schnellst­mög­lich gegen tro­cke­ne zu wech­seln. Außer­dem soll­te man ver­stärkt auf die rich­ti­ge Hygie­ne ach­ten: Ver­mei­den Sie nach Mög­lich­keit schar­fe Sei­fen und beschrän­ken sich auf kla­res Was­ser. Auch ist es sinn­voll, luft­durch­läs­si­ge Unter­wä­sche und Hosen aus Natur­fa­sern zu tra­gen — in Syn­the­tik schwitzt man schnel­ler, und Bak­te­ri­en füh­len sich dadurch deut­lich wohler.

Kommt es dann doch zu Sym­pto­men wie häu­fi­ger Harn­drang, Bren­nen beim Was­ser­las­sen und Unter­leibs­schmer­zen, emp­fiehlt es sich, spe­zi­el­le Bla­sen- und Nie­ren­tees (mehr als 2Liter pro Tag) zu trin­ken, um die Bak­te­ri­en aus­zu­schwem­men. Auch Wär­me hilft, beson­ders eine Wärm­fla­sche auf dem Bauch oder ein war­mes Bad.

Hilft dies alles nicht, kann man mit natür­li­chen Heil­mit­teln eine Behand­lung begin­nen. Pflanz­li­che Mit­tel kön­nen ins­be­son­ders für Frau­en eine Alter­na­ti­ve zu häu­fi­gen Anti­bio­ti­ka­the­ra­pien sein. Weni­ger Resis­tenz­bil­dung und Neben­wir­kun­gen kön­nen das Ergeb­nis sein. Bei ca 38 bis 69 Pro­zent lin­dern sich die Sym­to­me deut­lich inner­halb einer Woche.

Tre­ten jedoch Fie­ber, Schüt­tel­frost und all­ge­mei­ne Krank­heits­an­zei­chen auf, soll­te drin­gend der Arzt kon­sul­tiert wer­den. Auch plötz­lich auf­tre­ten­de Magen-Darm-Beschwer­den deu­ten auf eine mas­si­ve­re Erkran­kung hin. In der Regel sind dann The­ra­pien mit Anti­bio­ti­ka medi­zi­nisch not­wen­dig, um einer Nie­ren­be­cken­ent­zün­dung vorzubeugen.